Dem Futtergetreidemarkt fehlt seit Wochen der nötige Schwung, der
dem Kursverlauf die nötigen Impulse für Preisverbesserungen
verleiht. So dümpelt der Markt - obwohl sich das Exportgeschäft
wieder verbessert - vor sich hin und beschert den Erzeugern schwächere
Preise und damit Frust.
Marktlage
Die Verkaufspreise der Erzeuger waren nach den Preisverbesserungen
im Januar in den letzten Wochen wieder rückläufig. Die Freigabe
von Futtergerste aus der Intervention, der Rückkehr Australiens an
den Weltmarkt und eine schwächere internationale Nachfrage haben
den Export verlangsamt und infolge die Kurse gedrückt.
Betrachtet man den Preisverlauf der HEMIS-Geschäftsabschlüsse
seit 1996, so werden die jährlich zu kompensierenden Erlöseinbußen
deutlich (siehe Grafik). Auch in dem laufenden Wirtschaftsjahr setzte
sich der seitens der EU-Kommission forcierte Trend zu nachgebenden Preisen
fort. Zielsetzung der EU ist die langsame Rücknahme der Kurse auf
Weltmarktniveau.
Daß EU-Gerste bereits seit längerem am internationalen Markt
konkurrenzfähig ist, wird auch in den seitens der EU-Kommission seit
über fünf Monaten nicht mehr gewährten Exporterstattungen
(Nullerstattung) deutlich. Die internationalen Kurse konnten sich bis
zum November 2000 kontinuierlich verbessern, geben seitdem jedoch
laufend nach.
Niedrigere internationale Kurse bedeuten schwierigere Exportbedingungen
und wirken sich nachteilig auf unser hiesiges Preisniveau aus. Die Weltmarktpreise
gaben auch in der letzten Woche nochmals leicht nach. An den US-Börsen
fiel die Futtergerste von 118 US-$ fob Golf in der 7. Woche
auf 116 US-$ in der letzten Woche (8. Woche).
Fakten
- Export: Im ersten Halbjahr des Wirtschaftsjahres hat die EU
mit 12 Mio. t Getreide erheblich weniger exportiert, als in
den Vorjahren. Die restriktive Exportpolitik der EU-Kommission mit der
Zielsetzung niedrigerer Gerstenpreise hat den Preisauftrieb in der EU
erheblich gebremst, ohne die Exportzahlen des Vorjahres erreichen zu
können.
Seit Jahresbeginn läuft der Export nun wieder etwas flotter.
Auch der Gerstenmalzexport konnte im Februar an Tempo zulegen. Dennoch
steht zu befürchten, daß der durch die WTO vorgegebene
Exportrahmen im laufenden Wj nicht ganz ausgeschöpft werden wird.
EU-Export- und Importlizenzen für
Gerste in 1.000 t
Stand: 30.01.2001 im Vergleich zu den Vorjahren (Wj. 01.07.
- 30.06.)
|
Gerste |
1998/99
|
1999/00
|
2000/01
|
Export
|
Import
|
Export
|
Import
|
Export
|
Import
|
insgesamt |
8.922
|
36
|
8.619
|
62
|
4.706
|
21
|
darunter Körner |
5.864
|
29
|
5.816
|
59
|
3.676
|
19
|
darunter Malz (Körneräquivalent) |
3.058
|
7
|
2.803
|
3
|
1.030
|
2
|
Quelle: BLE |
- Handel: Jordanien hat kürzlich für durchschnittlich 134 US-$
incl. Frachtkosten EU-Gerste gekauft. Algerien, Lybien und der Irak
haben Kaufabsichten signalisiert. Auch Polen hat erneut Interesse
an EU-Weizen, Gerste und Roggen. Die Getreideerzeugung in Polen ging
im laufenden Wj 2000/01 aufgrund der Trockenheit im April/Mai
letzten Jahres um 13,2 % auf 22,3 Mio. t zurück.
Händler erwarten, daß bis zu 500.000 t Getreide bis
Ende März 2001 importiert werden müssen.
Prognose
Die Verarbeiter zeigen sich noch recht gut versorgt, so daß die
von dieser Seite zu erwartenden Marktbelebung begrenzt bleibt. Beim Export
sind dagegen keine Störungen zu erwarten. Ich gehe davon aus, daß
sich der Gerstenmarkt in den nächsten Tagen wieder leicht befestigen
wird.
Die erwartete Nachfrage am Markt für Braugerste aus Ost- und Südosteuropa
hat eingesetzt, so daß das etwas größere Angebot in der EU zügig
vom Markt aufgenommen wird. Es bleibt abzuwarten, ob die zu beobachtenden
Qualitätsprobleme weiter zunehmen werden.
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