Die Preise für Futtergerste hängen zunehmend vom Weltmarkt ab. Woher aber
kommt das Angebot und wer sind die wichtigsten Konkurrenten der europäischen
Landwirte?
Die Produktion ist seit Beginn der 90er Jahre (1990: 177,7 Mio. t) weltweit
rückläufig, legte in diesem Erntejahr mit laut IGC (International Grain
Council) geschätzten 133 Mio. t um gute 5 Mio. t gegenüber 1999
zu. Konkretere Zahlen stehen noch aus, da die australische Ernte erst
im Frühjahr beginnt.
Der weltgrößte Produzent und Exporteur von Gerste ist die EU mit einem
Anteil von ca. 38% an der weltweiten Produktion und einem über 50%-igen
Anteil am weltweiten Exportgeschäft in 1999. Etwa 10% der weltweiten Produktion
werden auf den internationalen Märkten gehandelt. Innerhalb der EU ist
Deutschland der führende Gerstenerzeuger, gefolgt von Frankreich, Spanien,
Vereinigtem Königreich und Dänemark.
Neben der dominanten Marktposition der EU auf dem Weltgerstenmarkt, besitzen
noch Australien und Kanada größere Bedeutung, da sie weit größere Mengen
exportieren als sie im Inland verbrauchen.
Als Importeure treten vor allem Nationen des arabischen
und nordafrikanischen Raumes, sowie des südost-asiatischen und pazifischen
Raumes am internationalen Markt auf.
Im laufenden Wirtschaftsjahr wurde in der EU mit geschätzten
51,6 Mio. t Gerste (COCERAL, Stand vom 22.09.2000) eine um 2,6 Mio. t
höhere Erntemenge an Gerste als letztes Jahr eingebracht. Diese ist weitgehend
auf eine Ausdehnung der Anbauflächen für Getreide zurückzuführen bei gleichzeitig
gesunkenen ha-Erträgen. Aufgrund des sehr hohen EU-Angebotes bei zugleich
im Binnenmarkt kaum steigerbaren Absatz ist bei ausbleibenden Exporten
in Drittländer mit einer Belastung der Preisentwicklung zu rechnen.
Weltweit gesehen prognostiziert das USDA in seiner September-Prognose
für 2000/01 sinkende Endbestände an Grobgetreide (Mais, Gerste, Hafer,
Sorghum, Hirse, Triticale, Roggen, Menggetreide) von 167,31 Mio. t auf
163, 94 Mio. t bei gleichzeitig steigendem Verbrauch von 880,41 Mio. t
auf 885,10 Mio. t. Damit bleibt die Weltproduktion mit prognostizierten
881,73 Mio. t rund 3,37 Mio. t unter dem Verbrauch. Dieses Defizit schafft
die Basis für ein insgesamt ansteigendes Preisniveau.
Unter dem Einfluß dieser Rahmenbedingungen ergeben sich
folgende Konsequenzen für die Vermarktung von Futtergerste:
- Das durch die Ernte ausgelöste Preistal ist noch nicht durchlaufen,
wie der Vergleich zum Erntejahr 1999/2000 zeigt.
Fazit: Die weitere Preisentwicklung bis etwa Ende Oktober abwarten.
- Die Entwicklung des Exportgeschäftes ist abhängig von der Entwicklung
des
$-Kurses. Sollte der Euro weiterhin gegenüber dem US-$ an Wert verlieren
(Kurs am 02.10.2000: 0,876 €/$), bestehen gute Aussichten auf Gerstenexporte
ohne Erstattungen der EU (EU-Interventionsniveau: 11,02 €/dt) .
Fazit: Interventionsfähige Ware nicht vorzeitig veräußern.
- Anders sieht es aus für nicht interventionsfähige Gerstenpartien.
Eine große Menge an nicht interventionsfähigen Weizen- und Roggenpartien
belastet den EU-Markt und lässt die Preise purzeln.
Fazit: Für nicht interventionsfähige Gerstenpartien lassen sich nur
begrenzte Preisentwicklungen realisieren.
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