Der Markt für Futtergerste


Dipl.-Ing. Agr./MSc R. Graß  marktinfo@kassel.hlrl.de Stand: 04.10.2000


Die Preise für Futtergerste hängen zunehmend vom Weltmarkt ab. Woher aber kommt das Angebot und wer sind die wichtigsten Konkurrenten der europäischen Landwirte?

Die Produktion ist seit Beginn der 90er Jahre (1990: 177,7 Mio. t) weltweit rückläufig, legte in diesem Erntejahr mit laut IGC (International Grain Council) geschätzten 133 Mio. t um gute 5 Mio. t gegenüber 1999 zu. Konkretere Zahlen stehen noch aus, da die australische Ernte erst im Frühjahr beginnt.

Der weltgrößte Produzent und Exporteur von Gerste ist die EU mit einem Anteil von ca. 38% an der weltweiten Produktion und einem über 50%-igen Anteil am weltweiten Exportgeschäft in 1999. Etwa 10% der weltweiten Produktion werden auf den internationalen Märkten gehandelt. Innerhalb der EU ist Deutschland der führende Gerstenerzeuger, gefolgt von Frankreich, Spanien, Vereinigtem Königreich und Dänemark.

Neben der dominanten Marktposition der EU auf dem Weltgerstenmarkt, besitzen noch Australien und Kanada größere Bedeutung, da sie weit größere Mengen exportieren als sie im Inland verbrauchen.

Als Importeure treten vor allem Nationen des arabischen und nordafrikanischen Raumes, sowie des südost-asiatischen und pazifischen Raumes am internationalen Markt auf.

Im laufenden Wirtschaftsjahr wurde in der EU mit geschätzten 51,6 Mio. t Gerste (COCERAL, Stand vom 22.09.2000) eine um 2,6 Mio. t höhere Erntemenge an Gerste als letztes Jahr eingebracht. Diese ist weitgehend auf eine Ausdehnung der Anbauflächen für Getreide zurückzuführen bei gleichzeitig gesunkenen ha-Erträgen. Aufgrund des sehr hohen EU-Angebotes bei zugleich im Binnenmarkt kaum steigerbaren Absatz ist bei ausbleibenden Exporten in Drittländer mit einer Belastung der Preisentwicklung zu rechnen.

Weltweit gesehen prognostiziert das USDA in seiner September-Prognose für 2000/01 sinkende Endbestände an Grobgetreide (Mais, Gerste, Hafer, Sorghum, Hirse, Triticale, Roggen, Menggetreide) von 167,31 Mio. t auf 163, 94 Mio. t bei gleichzeitig steigendem Verbrauch von 880,41 Mio. t auf 885,10 Mio. t. Damit bleibt die Weltproduktion mit prognostizierten 881,73 Mio. t rund 3,37 Mio. t unter dem Verbrauch. Dieses Defizit schafft die Basis für ein insgesamt ansteigendes Preisniveau.

Unter dem Einfluß dieser Rahmenbedingungen ergeben sich folgende Konsequenzen für die Vermarktung von Futtergerste:

  • Das durch die Ernte ausgelöste Preistal ist noch nicht durchlaufen, wie der Vergleich zum Erntejahr 1999/2000 zeigt.
    Fazit: Die weitere Preisentwicklung bis etwa Ende Oktober abwarten.

  • Die Entwicklung des Exportgeschäftes ist abhängig von der Entwicklung des
    $-Kurses. Sollte der Euro weiterhin gegenüber dem US-$ an Wert verlieren (Kurs am 02.10.2000: 0,876 €/$), bestehen gute Aussichten auf Gerstenexporte ohne Erstattungen der EU (EU-Interventionsniveau: 11,02 €/dt) .
    Fazit: Interventionsfähige Ware nicht vorzeitig veräußern.

  • Anders sieht es aus für nicht interventionsfähige Gerstenpartien. Eine große Menge an nicht interventionsfähigen Weizen- und Roggenpartien belastet den EU-Markt und lässt die Preise purzeln.
    Fazit: Für nicht interventionsfähige Gerstenpartien lassen sich nur begrenzte Preisentwicklungen realisieren.

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