Schweine: Trübe Exportaussichten


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 07.03.2014


Der Schlachtschweinepreis ist auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren abgestürzt. Nicht nur der Importstop Rußlands hat die Preise kollabieren lassen. Auch die rückläufigen Schweinefleischpreise in China haben die Exportaussichten in den letzten Wochen eingetrübt.

 

Marktlage
In China haben die Schweinefleischpreise seit Mitte Dezember 2013 den Rückwärtsgang eingelegt. Im Januar gaben die Großhandelspreise gegenüber Dezember um 1,9 % nach. Im Vergleich zum Januar 2013 lag der Preisrückgang bei 4,3 %.

Insgesamt hatte sich die Inflation bei Nahrungsmitteln in China in den letzten Monaten abgeschwächt. Nachdem Nahrungsmittel im letzten Jahr preisgünstiger wurden, hat sich die Teuerung im Januar 2014 wieder auf 2,4 % im Vergleich zum Vormonat erhöht. Im Vergleich zum Januar 2013 erreichte der Preisanstieg 3,7 %.

Nicht nur in China sind die Schweinepreise ins Rutschen gekommen. Auch in Rußland hat sich Schweinefleisch verbilligt - zumindest bis zum durch die Ukraine-Krise verursachten Absturz des russischen Rubels.

In globalen Märkten bleiben die Inflationsraten in China oder Rußland nicht ohne Wirkung auf den deutschen Schlachtschweinepreis. in den letzten Jahren hatte die dortigen Nahrungsmittelpreise immer wieder Auswirkungen auf den Preistrend. Zogen die Inflationsraten in China oder Rußland an, so ging es ach am deutschen Schweinefleischmarkt aufwärts - systembedingt mit zeitlicher Verzögerung. Hohe Binnenmarktpreise ziehen steigende Importe nach sich und damit eine steigende Nachfrage in den Exportländern.


Entsprechend belasten die schwächeren Inflationsraten in China und Rußland und die damit schrumpfenden Exporterlöse der EU-Exporthändler den Außenhandel mit EU-Schweinefleisch.

Seitdem Rußland einen Einfuhrstop für Schweine und Schweinefleisch aus allen 28 EU-Ländern verhängt hat, ist der Schweinefleischpreis in Deutschland zusätzlich stark unter Druck geraten. Die Exporte nach Rußland machten etwa 3 % der EU-Gesamtproduktion von Schweinefleisch aus. Bereits im letzten Jahr hat Rußland deutlich weniger Schweinefleisch importiert. Die Importmenge an frischer und gefrorener Ware einschliießlich einschließlich und Speck gingen im Vergleich zu 2012 um 16,7 % zurück. Deutschland konnte seinen Platz als wichtigstes Lieferland für Schweinefleisch am russischen Markt zwar behaupten, mußte aber einen Rückgang der Ausfuhrmenge um 24,0 % auf 166.636 t hinnehmen.

Dagegen lief der China-Export 2013 noch recht flott. Die EU-Exporteure steigerten Ihre Exporte um 13,2 % auf 668.000 t Schweinefleisch. Doch jetzt hat die Regierung in China bekanntgegeben, mit einem staatlichen Ankaufprogramm für Schweinefleisch den inländischen Schlachtschweinepreis stützen zu wollen. Denn Mitte Februar war der Schweinefleischpreis im Reich der Mitte erneut um 4,3 % abgerutscht.

Nach Berichten der Nachrichtenagentur Xinhua erwartet die Nationale Kommission für Entwicklung und Reformen (NDRC) auch für die nächsten Monate ein Überangebot an Schlachtschweinen. In diesem Jahr wird China voraussichtlich 54 bis 55 Mio.t Schweinefleisch erzeugen und damit 1,5 bis 2,0 % mehr als im Vorjahr. Die NDRC geht daher davon aus, daß der Schweinepreis weiter unter Druck stehen wird, zumal in den kommenden Monaten nur mit einer saisonüblich schwachen Verbrauchernachfrage zu rechnen sei. Nach USDA-Zahlen wird für das gesamte Jahr 2014 eine Steigerung des Verbrauchs um 1,9 % auf 55,3 Mio.t und der Importe um 3 % auf 1,2 Mio.t (einschließlich der Sonderwirtschaftszone Hongkong) prognostiziert.

 

 

Prognose
Aufgrund der stagnierenden oder rückläufigen Absatzmöglichkeiten am EU-Binnenmarkt kommt dem Export eine wichtige Rolle zu. Doch die Exportaussichten für Deutschland und die anderen EU-Ländern trüben sich für die kommenden Monate weiter ein.

Angesichts der rückläufigen chinesischen Schlachtschweinepreise und des geplanten Ankaufprogrammes ist zu erwarten, daß der Importbedarf Chinas in der nächsten Zeit deutlich schwächer als erwartet ausfallen dürfte.

Ein schnelles Ende des Importstops Rußlands für Schweine und Schweinefleisch aus der EU ist noch immer nicht in Sicht. Weiterhin wirft der Föderale Aufsichtsdienstes für Tier- und Pflanzengesundheit Rußlands den EU-Behörden vor, Warnungen vor der ASP-Einschleppung und deren Folgen mißachtet zu haben. Daher wird die Einfuhrsperre vorerst weiter zu Absatzeinbußen führen.

Zudem dürfte die Konkurrenz aus Brasilien die Wettbewerbsfähigkeit von EU-Exporten weiter belasten. Denn Brasilien profitiert im Export vom schwachen Kurs seiner Währung Real. Für 2014 wird mit einem Produktionsplus von 1,9 % auf 3,44 Mio.t Schweinefleisch gerechnet. Die Schweinefleischausfuhren sollen für 2014 nach ersten Schätzungen um 3 % auf 640.000 t steigen.

 
 
 
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