Börse: Bremsspuren


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 05.03.2013


Die Vorhersage ergiebiger Niederschläge für die USA hat gestern Getreide nicht nur die transatlantischen Börsen in die roten Zahlen gebracht. Auch an den europäischen Börsen mußten Weizen und Mais herbe Verluste in Kauf nehmen. Dagegen schaffe der Sojakomplex einen Kurssprung nach oben.

 

Devisen & Konjunktur
Ohne sonderliche Euphorie entwickelt sich derzeit das Devisengeschäft. Die unklare Lage nach der Wahl in Italien belastet weiterhin die Stimmung der Investoren im Euro-Raum. Denn Italien droht nach der Parlamentswahl am 24.-25.02.2013 eine politische Blockade, da keine Partei die absolute Mehrheit erringen konnte.

Die Angst vor einem Rückschlag in der Bewältigung der Schuldenkrise in Italien und im gesamten Euro-Raum hat den Euro-Kurs nach der Italien-Wahl auf Talfahrt geschickt.
Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3007 US-Dollar beinahe unverändert zum Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel bleiben die Anleger vorsichtig und der Euro stagniert oberhalb der Marke von 1,30 US-Dollar.

 

Energie
Die anhaltende globale Konjunkturschwäche, enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus China und die zunächst einmal gescheiterten US-Haushaltsverhandlungen lassen die Investoren auch an den Rohstoffmärkten vorsichtig agieren.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im April mit 90,12 Dollar etwas niedriger als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur April-Fälligkeit verbilligte sich gestern auf 110,09 Dollar. Heute im frühen Handel dreht der Ölpreis an den Börsen wieder leicht nach oben.

 

Agrarrohstoffe
Ergiebige Niederschläge in wichtigen Weizenanbaugebeiten der USA und die Aussicht auf mehr Schnee und Regen in den nächsten Tagen haben gestern Getreide nicht nur die transatlantischen Börsen in die roten Zahlen gebracht.

Auch an den europäischen Börsen mußten Weizen und Mais herbe Verluste in Kauf nehmen. Die europäischen Agrarrohstoff-Börsen schlossen im späteren Handelsverlauf allerdings recht gemischt. In Paris standen bei Weizen der März-Termin im Vergleich zum Vortag mit -2,75 Euro/t und der November-Termin sogar mit -3,25 Euro/t im Minus. Körnermais geriet noch tiefer in die roten Zahlen. Der auslaufende März-Termin wurde zum Handelsschluß mit -7,25 Euro/t festgesetzt, der November-Termin notierte -3,00 Euro/t zum Vortag. Braugerste konnte sich den negativen Vorgaben entziehen, so daß der März-Termin mit +0,50 Euro/t aus dem Handel ging.

Die Hoffnung auf bessere Anbaubedingungen für Winter- und Sommergetreide in den USA bedeutet jedoch auch, daß jetzt befürchtet wird, daß die Ausweitung der Ölsaatenfläche in den USA geringer ausfallen könnte. Der Soja-Komplex an den US-Börsen notierte daher gestern an den US-Börsen mit Kursgewinnen.

Im Kielwasser der Sojakurse schloß Rapssaat an den europäischen Agrarrohstoff-Börsen im Plus. Der Mai-Termin notierte +0,75 Euro/t höher als am Vortag.

 

Ausblick
Noch immer verläuft das internationale Weizengeschäft recht flott und seit einiger Zeit ist sogar Brasilien an Zukäufen in Nordamerika und der Schwarzmeerregion interessiert. Offenbar steht in Brasilien sogar eine Absenkung des Einfuhrzolles auf der Agenda. Doch diese positiven Marktsignale werden inzwischen von der Erwartung einer größeren Weizenernte 2013/14 völlig überdeckt.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich dennoch, daß die Kurse an den Agrarrohstoff-Börsen diesseits wie auch jenseits des Atlantiks wieder leicht in den grünen Bereich drehen. Der latente Preisdruck dürfte jedoch weiter anhalten. Vor der März-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums am Freitag dürften die Investoren sehr vorsichtig agieren.

Am Kassamarkt entwickelt sich das Angebot weiterhin äußerst überschaubar. Futtermittelwerke und Mühlen haben zwar stetigen Bedarf, machen Zukäufe jedoch angesichts der internationalen Preisentwicklung häufig von Rabatten abhängig. Trotz der schwachen Angebotslage hinterläßt der Kursrückgang an den Börsen auch am Kassamarkt Bremsspuren. Da die Verkäufer meist nicht zu Preiszugeständnissen bereit sind, fallen die Preisrückgänge jedoch genauso überschaubar aus wie das Angebot.

 
 
 


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