Börse: Wie gewonnen, so zerronnen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 09.02.2012


Nachdem Väterchen Frost Ende letzter Woche an den Börsen für heiße Kurse sorgte, hat die etwas abklingende Kälte Gewinnmitnahmen und damit Kursrückgänge ausgelöst. Heute stehen die neuen Prognosezahlen des US-Landwirtschaftsministeriums auf der Tagesordnung. Neue Erkenntnisse werden jedoch nicht erwartet.

 

Devisen & Konjunktur
Die Hoffnung der Anleger, daß das Schuldendrama in Griechenland doch noch ein Happy-End hat, gibt dem Euro Rückenwind.

Zwar hat man sich in Griechenland weitgehend auf weitere Sparmaßnahmen einigen können. Dennoch gelang es den Parteien der Regierungskoalition nicht, eine Übereinkunft in allen Punkten zu erzielen. Dennoch setzen die Investoren darauf, daß der Sparplan, der mit den Geldgebern ausgehandelt wurde, Zustimmung findet.

An den Finanzmärkten bleibt man gelassen und der Euro gewinnt trotz aller Schuldenprobleme an Stärke. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3274 US-Dollar erneut höher als am Vortag festgesetzt. Auch heute im frühen Handel Eurokurs ist über die Marke von 1,33 US-Dollar gestiegen.

 

Energie
Ohne klare Richtung blieben die Rohölkurse an den Börsen rund um den Globus. Vor allem die unklaren Konjunkturerwartungen dämpfen den Optimismus. Dennoch halten sich die Ölpreise weiter auf hohem Niveau.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im März wurde mit 98,71 Dollar ohne große Änderung zum Vortag notiert.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur März-Fälligkeit verteuerte sich auf 117,20 Dollar.

Heute im frühen Handel korrigierten die Ölpreise wieder deutlich nach oben.

 

Agrarrohstoffe
Wie gewonnen, so zerronnen: An den Börsen haben Agrarrohstoffe inzwischen wieder einen Großteil der Kursgewinne der Vortage eingebüßt.

Der Frost schwächt sich in West-Europa ab und mit jeden weichenden Frostgrad trüben sich die Preisphantasien an den Börsen ein. Ende der nächsten Woche soll die europäische "Eiszeit" allmählich zu Ende gehen.
In Südamerika hat ergiebiger Regen das Ende der Wettermärkte eingeleitet. Weitere Niederschläge in Brasilien und Argentinien verbessern die dortigen Ernteerwartungen.
Auch von den heutigen Februar-Prognosezahlen des US-Landwirtschaftsministeriums werden keine gravierenden Veränderungen bei den Angebot-Nachfrage-Zahlen erwartet. Damit fehlen auch von dieser Seite neue Preisimpulse.

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen mußten sowohl die Getreide- wie auch bei den Raps-Futures erneut Verluste in Kauf nehmen. In Paris stand der Front-Termin bei Weizen mit -2,48 Euro/t, bei Rapssaat mit -0,22 Euro/t und bei Mais mit -1,08 Euro/t im Minus. Lediglich Braugerste notierte mit +0,09 Euro/t weitgehend unverändert zum Vortag

 

Ausblick
Neue schlechte Nachrichten von der europäischen Frostfront bleiben derzeit aus und damit auch neue Hausse-Signale für Agrarrohstoffe. Dennoch bleibt die Frage, wie hoch die Schäden an den Feldbeständen einzuschätzen sind, derzeit noch unbeantwortet. Auch in den kommenden Tagen wird Kältestreß den Winterkulturen zusetzen und in weiten Regionen Deutschlands, in Polen und im Osten Frankreichs schützt keine Schneedecke die Pflanzenbestände.

Für Osteuropa wird eine erneute Kältewelle vorhergesagt.
Die Ukraine ist von der Kältewelle besonders betroffen. Bereits vor dem Frosteinbruch wurde rund ein Drittel der Getreidebestände mit als "schwach" bewertet. Das ukrainische Landwirtschaftsministerium in Kiew stufte zuletzt 34% der Bestände als "schwach" ein, wies jedoch darauf hin, daß der Frosteinbruch zu weiteren Ausfällen geführt haben könnte. Private Analysten halten Auswinterungsschäden von bis zu 33% für möglich.
Für Rußland rechnet das Landwirtschaftsministerium mit einer Auswinterung der Winterkulturfläche von 6 %.
Die ausgewinterten Flächen werden mit Sommersaaten bestellt werden, die ertragsschwächer sind und zudem infolge der kürzeren Vegetationszeit auch empfindlicher auf Frühjahrs- oder Frühsommertrockenheit reagieren.

Dennoch bieten die fundamentalen Daten derzeit wenig Raum für neue Preisphantasien. Dennoch dürfte die Stimmung an den Agrar-Future-Börsen insgesamt freundlich bleiben.

 
 
 


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