Weizen: Jahresend-Rallye im Mini-Format

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 20.12.2011


Jetzt kommt sie also doch noch, die Jahresend-Rallye. Die Rallye hat zwar nur Mini-Format, aber immerhin steht Weizen an den Börsen derzeit zumindest im Plus. Nach der Schwächephase der letzten Wochen hat Weizen jetzt auch am Realmarkt wieder Preischancen. Hält dieser Trend an?

 

Marktlage
Seit Anfang September kennen die Weizen-Preise am Kassamarkt nur eine Richtung: abwärts. Seitdem hat Brotweizen rund 16 % seines Wertes eingebüßt. Die Finanzmarkt-Krise, die schwachen Börsenvorgaben und die steigenden Ernteerwartungen auf der Südhalbkugel brachten auch den Kassamarkt unter Druck.

Doch jetzt, wenige Tage vor dem Jahresende, hat der Kurstrend an den Warenterminbörsen wieder nach oben gedreht. Seit Anfang Dezember hat der Januar-Termin an der Warenterminbörse in Paris um 5 % auf zuletzt 188,50 Euro/t zugelegt.

Für bessere Laune an den Börsen sorgten wieder einmal "bad news" - also schlechte Nachrichten. Diesmal kamen die schlechten Nachrichten aus Argentinien (Details siehe unter unten). Die anhaltende Trockenheit hat die Ernteerwartungen deutlich eingetrübt.

Auch der Kassamarkt profitiert inzwischen nicht nur von der festeren Stimmung an den Börsen. Auch der stetige Bedarf an Futter- und Backqualitäten in der EU sorgt trotz der saisontypisch schwachen Nachfrage der Verarbeiter für feste Kurse. Zudem stabilisieren die anhaltenden Ernteprobleme in Australien die Kurse. Zwar dürften die australischen Farmer erneut eine Rekord-Weizenernte einbringen, doch in den Späterntegebieten verzögert Regen die Ernte noch immer und viele Erntepartien erreichen nur noch Futterqualität.

 

 

 

Fakten

  • Argentinien: Weizenernte 24 % niedriger als im Vorjahr prognostiziert
    Nicht nur im Süden Brasiliens wird es immer trockener, auch im Norden Argentiniens fehlt weiterhin Regen. Regionale Niederschläge in den letzten Wochen wurden zunächst als Entspannungssignale gewertet und sorgten am internationalen Markt für Preisdruck.

    Aufgrund der besseren Ernteerwartungen plante Argentinien zunächst, seine Exporte wieder zu steigern und versuchte mit Super-Billig-Angeboten Marktanteile zu gewinnen. Mit einem Discount in Höhe von 15-20 Dollar/t unterbot argentinischer Weizen sogar Schwarzmeer-Herkünfte.

    Doch macht die anhaltenden Trockenheit Argentinien einen Strich durch die Rechnung und Exporte an den Weltmarkt haben sich wieder verteuert. Denn die Weizenernte in Argentinien dürfte doch niedriger ausfallen, als bisher erwartet. Das argentinische Landwirtschaftsministerium hat am letzten Freitag die Prognose für die laufende Weizenernte um 11 % auf 12 Mio.t nach unten korrigiert. Damit würde die Ente rund 24 % unter dem Ergebnis der Vorjahresernte liegen.


     Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
Der latente Preisdruck hat sich am Weizenmarkt deutlich abgeschwächt. Angesichts der Ernteprobleme in Australien und Argentinien rückt die aktuelle Versorgungslage am Kassamarkt wieder in den Mittelpunkt des Interesses.

Viele Verarbeiter haben zwar für dieses Jahr "die Bücher zugemacht", doch etliche Verkäufer spekulieren auf einen anspringenden Anschlußbedarf nach dem Jahreswechsel. Nach meiner persönlichen Einschätzung gibt es Signale, die darauf hindeuten, daß die Mini-Jahresend-Rallye sogar noch nach dem Jahreswechsel für leichten Preisauftrieb sorgen könnte. Mühlen und Mischfutterhersteller dürften dann auch als Käufer wieder am Markt sein.

Ich befürchte jedoch, daß bereits Mitte Januar erneut latenter Preisdruck den Weizenmarkt belasten könnte. Letztendlich werden die weiteren Preisaussichten einerseits davon abhängen, wie die Wintergetreidebestände in Nordamerika, West- und Osteuropa in die Vegetationsphase 2012 starten werden. Andererseits wird auch der Preistrend an den anderen Rohstoffmärkten das Preispotential am Agrarrohstoffmarkt begrenzen.

Da die Produzenten hierzulande bereits einen großen Teil der Ernte verkauft haben und damit die frei verfügbaren und qualitativ einwandfreien Lagervorräte geringer als in anderen Jahren ausfallen, bestehen derzeit wieder etwas bessere Preischancen. Abzuwägen ist, ob jetzt Teilverkäufen zur Begrenzung des Marktrisikos genutzt werden sollen. Mit zeitweilig starken Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen muß auch weiterhin gerechnet werden.

 
 
 
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