Börse am Vortag: Gewinnmitnahmen versus Wettersorgen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 20.05.2011


Das ungünstige Anbauwetter in vielen wichtigen Anbauländern hat angesichts der Verunsicherung an anderen Rohstoffmärkten wieder viele Anleger in die Agrarrohstoffe gelockt und für kräftige Kursgewinne gesorgt. Gestern hieß es dann an den Märkten erst einmal: "Kasse machen!".

 

Devisen & Konjunktur
Die Sorgen um die Staatsfinanzen diesseits und jenseits des Atlantiks geben am Kapitalmarkt mal dem Dollar, mal dem Euro den Vorzug. Mal steht die Schuldenproblematik in der Euro-Zone mehr im Vordergrund und der Dollar gewinnt an Stärke. Dann wieder stehen die Rekord-Schulden der USA im Vordergrund und der Euro gewinnt an Wert.

Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,4265 US-Dollar etwas höher als am Vortag festgesetzt.

Heute im frühen Handel erzielte der Euro Kursgewinne. Die Gemeinschaftswährung stand bei 1,4328 US-Dollar, nachdem die Analysten des Finanzinstitutes Goldman Sachs ihre Prognose für die Kursentwicklung des Dollar in den nächsten Monaten gesenkt hatten. Die hohe Arbeitslosigkeit, die anstehende Haushaltskonsolidierung und die anhaltenden Probleme im Immobiliensektor belasten nach Einschätzung der US-Analysten die Perspektiven für die US-Konjunktur.

 

Agrarrohstoffe
Die Wetterprobleme in den wichtigen Anbau- und Exportländern haben die Kurse in den letzten Tagen in die Höhe schnellen lassen. Gestern standen die Zeichen an den Börsen daher zunächst einmal auf Gewinnmitnahmen. Die Kursverluste blieben dennoch begrenzt bzw. bei einigen Produkten konnten trotz der Verkaufsstimmung leichte Kursgewinne erzielt werden.

Dennoch gehen Produzenten und Handel in Europa und Nordamerika weiterhin davon aus, daß die Ernteerwartungen weiter nach unten korrigiert werden müssen. In der EU hat sich die Trockenheit in den "großen" Anbauländern Deutschland, Frankreich und Großbritannien weiter verschärft. In den USA gelten die Anbaubedingungen inzwischen als die schlechtesten seit 15 Jahren.

An der Börse in Paris zog der Weizen-Fronttermin um +2,00 Euro/t nochmals leicht an. Der November-Termin bei Paris-Weizen notierte gestern mit 244,00 Euro/t ebenfalls höher. Die späteren Termine schlossen im Plus zwischen +1,00 und +2,25 Euro.
An den US-amerikanischen Warenterminmärkten gaben die Notierungen bei Futterqualitäten infolge der Gewinnmitnahmen leicht nach, während die Kurse bei Backqualitäten weiter anzogen.

An den US-Märkten standen auch die Notierungen bei Mais leicht unter Verkaufsdruck. Die defizitäre Ernte 2010/11, die rückläufigen Lagervorräte und Bedenken, ob in den USA die Maisaussaat witterungsbedingt niedriger ausfällt, spielten an der US-Börse keine Rolle. Chicago-Mais notierte mit umgerechnet 206,49 Euro/t knapp unter dem Vortagesniveau.
Der Juni-Termin bei Paris-Mais gab mit 235,50 Euro/t beziehungsweise mit -2,50 Euro ebenfalls nach. Spätere Termine notierten zwischen -1,50 und -3,25 Euro/t.

Der Soja-Komplex stand unter den Vorgaben der anderen Agrarrohstoffe. Es gab nur geringfügige Preisbewegungen. Die Sojabohnen-Preise an den transatlantischen Börsen schlossen insgesamt geringfügig schwächer, während Sojaöl und Sojaschrot ihr Preisniveau behaupten konnten.

Angesicht weiterhin hoher Rohölpreise und zunehmend schwächerer Ernteaussichten für 2011/12 ging es bei Rapssaat weiter aufwärts. Paris-Raps notierte am Handelsschluß mit 469,50 Euro/t für den August-Termin und gewann erneut +3,50 Euro/t zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2012 schloß mit 423,75 Euro/t und damit einem Plus von +2,25 Euro/t zum Vortag.

Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die August-Fälligkeit mit 284,75 Euro/t im Vergleich zum Vortag schwächer notiert. Spätere Termine notierten um -1,50 Euro niedriger.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß die Stimmung an den Börsen vorsichtig bleibt. In der EU dürften lokale Niederschläge in der EU die regionalen Wachstumsbedingungen verbessern, während andere Bestände bereits irreversibel geschädigt sein dürften. In den USA werden für die nördlichen und mittleren Anbaugebiete weitere Niederschläge prognostiziert. Auch für die dürregeplagten Gebiete in Kansas, Colorado und Nebraska wird leichter Regen erwartet, während es in Texas und Oklahoma weiterhin trocken bleiben soll. . Dennoch dürften sich die Kurse erst ganz allmählich wieder stabilisieren. Dabei dürfte die Stimmung an den Märkten äußerst nervös bleiben. Jede neue Meldung könnte daher zu neuen Erschütterungen führen.

An den Börsen dürfte man nach meiner persönlichen Einschätzung zunächst einmal abwarten, wie sich die Witterung diesseits und jenseits des Atlantiks entwickelt.

Sollten sich die Wetterprobleme weiter verschärfen, rechne ich damit, daß die Kurse in der kommenden Woche wieder deutlich nach oben drehen werden.

 
 
 


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