Kälber: Marktentspannung nach der Seuchenkrise

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 26.09.2007


Die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit und neue MKS-Fälle in Großbritannien behindern den Kälbermarkt. Handelbeschränkungen ließen die Absatzprobleme in den letzten Wochen größer werden und brachten die Preise weiter unter Druck. Jetzt entspannt sich die Lage wieder.

Blauzungenkrankheit auf dem Vormarsch
Lange Zeit war die Blauzungenkrankheit nur südlich der Alpen, in Afrika und Mittel- und Südamerika verbreitet. Jetzt etabliert sie sich auch in Europa.

Bereits im letzten Sommer traten die ersten Fälle in Europa in Holland und in Nordrhein-Westfalen auf. In diesem Jahr hat sich die Krankheit stark ausgebreitet: Es gibt Fälle in Deutschland, in den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Luxemburg - und seit der letzten Woche auch in Großbritannien. Die in Europa bis dato weitgehend unbekannte Tierseuche ist weiter auf dem Vormarsch.

Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) hatte sich die Krankheit seit August nahezu "explosionsartig" in Deutschland ausgebreitet. In elf Bundesländern seien Fälle der oftmals tödlichen Erkrankung bekannt.

Umfangreiche Sperrzonen (20-km-Radius um einen Seuchenausbruch; 150-km-Radius als „Pufferzone“ um den Seuchenbestand) sollen die Ausbreitung der Seuche verhindern. Die sich laufend ändernde Seuchenlage und der Ausweitung der Sperrgebiete erschwert den Kälberhandel und bringt Preisdruck in den Markt.

 

Neue MKS-Fälle in Großbritannien
In Großbritannien wurde am 14.09.2007 der siebte Fall von Maul- und Klauenseuche (MKS) bestätigt. Das Landwirtschaftsministerium in London bestätigte den neuen Seuchenausbruch auf einem Hof in der Schutzzone um Egham in der Grafschaft Surrey. Alle sieben seit dem 03.08.2007 bestätigten Fälle traten in dieser Grafschaft auf. Seither wurden mehr als 1.800 Tiere wegen der Krankheit geschlachtet.

Am 12.09.2007 hat die britische Regierung erneut ein Transportverbot für Rinder, Schafe und Schweine in ganz England verhängt. Nachdem das Exportverbot für Fleisch und lebende Tiere aus Großbritannien in andere Mitgliedsstaaten kurz zuvor aufgehoben worden war, setzte die EU-Kommission das Verbot nach dem neuen Seuchenfall umgehend wieder in Kraft.

 

Marktlage
Die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit hat den Kälberhandel zuletzt weiter stark behindert. Vor allen der Export in Richtung Südeuropa war von den Transportbeschränkungen betroffen. Nachdem die Kurse zeitweilig unter Druck gerieten, entwickelt sich die Marktlage inzwischen wieder freundlicher.

Getragen von anziehenden Kalbfleischpreisen zogen die Schlachtkälberpreise weiter an. Nach den Preisrückgängen der letzten Wochen profitiert der Kälbermarkt jetzt wieder von den guten Aussichten am Kalbfleischmarkt.

 

Prognose
In der letzten Woche wurde der Importstop, der durch die Niederlande für alle Kälberimporte verhängt wurde, wieder aufgehoben. Seitdem kommen die Geschäfte am deutschen Kälbermarkt wieder in Gang und der Marktdruck nimmt allmählich ab.

Das wieder angelaufene Exportgeschäft in Richtung Niederlande stabilisiert den Absatzmarkt und läßt die Kälberpreise wieder leicht anziehen. Dennoch begrenzen die schwache Einstallbereitschaft der Mäster, die weiter steigenden Futtermittelkosten und das saisonbedingt größer ausfallende Angebot an Kälbern den Preisspielraum nach oben.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die Kälberpreise in den kommenden Wochen leicht anziehen.

 
 
 
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