Interventionsfreigaben erweisen sich immer wieder als
Eingriffe in den Markt. Jetzt hat es den Roggenmarkt erwischt. Mit den Freigaben
kam der Preisanstieg zunächst einmal zum Erliegen.
Marktlage
Am
18.10.2005 hieß es in dem Artikel "Hausse in den Kinderschuhen":
... Da die Versorgungslage als knapp ausreichend zu bezeichnen ist, dürften
die Kurse nach meiner Einschätzung weiter leicht anziehen. ... Und das haben
die Preise auch getan. Die Kurse zogen deutlich an und erreichten auf Großhandelsebene
knapp 200 Euro/t. Die Erzeugerpreise konnten den Preisanstieg nicht in der
gleichen Rasanz für sich nutzen. Während die Großhandelebene um
mehr als 25 % anziehen konnten, erreichten die Erzeugerpreise nur ein Plus
von knapp 20 %.
Jetzt kam der Preisanstieg erstmals
zum Stillstand. Der Grund: Die EU-Kommission hat am 17.11.2005 Roggen aus Interventionsbeständen
zur Erzeugung von Bioäthanol freigegeben. 7.017 t Roggen stehen damit
zu einem Mindestpreis von 75,04 Euro/t für die Äthanol-Erzeugung
zur Verfügung. Insgesamt hat die EU-Kommission 200.000 t Interventionsroggen
zur Biokraftstoff-Erzeugung ausgeschrieben.
Die Käufer
reagierten auf die Interventionsfreigaben mit vorsichtigem Abwarten. Die Preise
konnten seitdem lediglich ihr Niveau verteidigen.
Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. an
den Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich noch die bisherige
Hausse-Stimmung wider. Die Preisanhebungen fielen in Deutschland mit Erzeugerpreisen
von 84,50 - 95,00 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 93 - 100,00 Euro/t
netto ab Hof (Strecke) im Vergleich zur Vorwoche recht gering aus. Die Erzeugerpreise
in Hessen lagen franko bei 85-95 Euro/t netto und loco Hof (Strecke)
bei 95-105 Euro/t netto.
An der Produktenbörse
Hamburg wurde Brotroggen-120 FZ auf Großhandelsebene mit 110 Euro/t
netto zur prompten Lieferung unverändert zur Vorwoche notiert. An der Produktenbörse
Mannheim wurde Brotroggen-120 fz auf Großhandelsebene mit 117-119 Euro/t
netto zur prompten Lieferung ebenfalls unverändert zum Vorwochen-Preis notiert.
Prognose
Derzeit werden durch die Verkäufer vorrangig schwächere Qualitäten
aus der regenreiche Ernte 2005 an den Markt gebracht. Die Mühlen haben Probleme,
ausreichend backstarke Qualitäten zuzukaufen. Die Folge: Die Preisschere
zwischen Futterroggen, FZ-schwächeren Backqualitäten und FZ-starkem
Brotroggen klafft immer weiter auseinander. Die Verarbeiter versuchen, qualitativ
einwandfreie Partien durch Aufgelder zu mobilisieren. Regional hat Brotroggen
bereits das Brotweizen-Preisniveau erreicht oder sogar überschritten..
Fallzahlstarke
Roggenpartien dürften während der gesamten Vermarktungssaison gesucht bleiben.
Da die Versorgungslage als knapp ausreichend zu bezeichnen ist, dürften die Kurse
nach meiner Einschätzung weiter leicht anziehen. Abzuwarten bleibt, welchen Einfluß
die Interventionsfreigaben in der nächsten Zeit auf die Preisentwicklung
haben werden. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die
Irritationen der Marktbeteiligten nur von kurzer Dauer sein, so daß die
Kurse für gute Backqualitäten wieder anziehen dürften.
Ab
Anfang Dezember erwarte ich allerdings eine rückläufige Nachfrage und
infolge eine Preisschwäche, sobald sich der Markt in die Advent- und Weihnachtszeit
verabschiedet. Erfahrungsgemäß belebt sich der Umsatz auf Handelsebene
erst wieder ab Mitte Januar.