Brotroggen: Interventionsfreigaben für Bioäthanolerzeugung
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.11.2005


Interventionsfreigaben erweisen sich immer wieder als Eingriffe in den Markt. Jetzt hat es den Roggenmarkt erwischt. Mit den Freigaben kam der Preisanstieg zunächst einmal zum Erliegen.

Marktlage
Am 18.10.2005 hieß es in dem Artikel "Hausse in den Kinderschuhen": ... Da die Versorgungslage als knapp ausreichend zu bezeichnen ist, dürften die Kurse nach meiner Einschätzung weiter leicht anziehen. ... Und das haben die Preise auch getan. Die Kurse zogen deutlich an und erreichten auf Großhandelsebene knapp 200 Euro/t. Die Erzeugerpreise konnten den Preisanstieg nicht in der gleichen Rasanz für sich nutzen. Während die Großhandelebene um mehr als 25 % anziehen konnten, erreichten die Erzeugerpreise nur ein Plus von knapp 20 %.

Jetzt kam der Preisanstieg erstmals zum Stillstand. Der Grund: Die EU-Kommission hat am 17.11.2005 Roggen aus Interventionsbeständen zur Erzeugung von Bioäthanol freigegeben. 7.017 t Roggen stehen damit zu einem Mindestpreis von 75,04 Euro/t für die Äthanol-Erzeugung zur Verfügung. Insgesamt hat die EU-Kommission 200.000 t Interventionsroggen zur Biokraftstoff-Erzeugung ausgeschrieben.

Die Käufer reagierten auf die Interventionsfreigaben mit vorsichtigem Abwarten. Die Preise konnten seitdem lediglich ihr Niveau verteidigen.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. an den Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich noch die bisherige Hausse-Stimmung wider. Die Preisanhebungen fielen in Deutschland mit Erzeugerpreisen von 84,50 - 95,00 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 93 - 100,00 Euro/t netto ab Hof (Strecke) im Vergleich zur Vorwoche recht gering aus. Die Erzeugerpreise in Hessen lagen franko bei 85-95 Euro/t netto und loco Hof (Strecke) bei 95-105 Euro/t netto.

An der Produktenbörse Hamburg wurde Brotroggen-120 FZ auf Großhandelsebene mit 110 Euro/t netto zur prompten Lieferung unverändert zur Vorwoche notiert. An der Produktenbörse Mannheim wurde Brotroggen-120 fz auf Großhandelsebene mit 117-119 Euro/t netto zur prompten Lieferung ebenfalls unverändert zum Vorwochen-Preis notiert.

 

Prognose
Derzeit werden durch die Verkäufer vorrangig schwächere Qualitäten aus der regenreiche Ernte 2005 an den Markt gebracht. Die Mühlen haben Probleme, ausreichend backstarke Qualitäten zuzukaufen. Die Folge: Die Preisschere zwischen Futterroggen, FZ-schwächeren Backqualitäten und FZ-starkem Brotroggen klafft immer weiter auseinander. Die Verarbeiter versuchen, qualitativ einwandfreie Partien durch Aufgelder zu mobilisieren. Regional hat Brotroggen bereits das Brotweizen-Preisniveau erreicht oder sogar überschritten..

Fallzahlstarke Roggenpartien dürften während der gesamten Vermarktungssaison gesucht bleiben. Da die Versorgungslage als knapp ausreichend zu bezeichnen ist, dürften die Kurse nach meiner Einschätzung weiter leicht anziehen. Abzuwarten bleibt, welchen Einfluß die Interventionsfreigaben in der nächsten Zeit auf die Preisentwicklung haben werden. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die Irritationen der Marktbeteiligten nur von kurzer Dauer sein, so daß die Kurse für gute Backqualitäten wieder anziehen dürften.

Ab Anfang Dezember erwarte ich allerdings eine rückläufige Nachfrage und infolge eine Preisschwäche, sobald sich der Markt in die Advent- und Weihnachtszeit verabschiedet. Erfahrungsgemäß belebt sich der Umsatz auf Handelsebene erst wieder ab Mitte Januar.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
18.10.2005Brotroggen: Hausse in den Kinderschuhen
22.08.2005Brotroggen: Fallzahlen sinken - Preise steigen
  
 
 
 
 

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