Brotroggen: Hausse in den Kinderschuhen
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 18.10.2005


Ein radikaler Produktionseinbruch um 26 % und regenbedingt schlechte Qualitäten lassen die Brotroggen-Ernte auf ein historisches Tief sinken. Gute Voraussetzungen für ein dauerhaft hohes Preisniveau.

Marktlage
Jetzt ist es amtlich: Der Brotroggenanteil an der deutschen Roggenernte 2005 liegt bei lediglich 55 % und wird mit nur 1,53 Mio.t (Vj.: 3,57) beziffert. Das jedenfalls haben die BEE-Untersuchungsergebnissen der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL), Detmold ergeben. Nachden die Daten Mitte letzter Woche bekannt wurden, erhielt die Hausse am Roggenmarkt neuen Schwung.

Handel und Verarbeiter reagieren auf das knappere Angebot an guten Backqualitäten seit Wochen mit steigenden Zukaufspreisen. Da qualitativ hochwertige Partien zudem seitens der Verkäufer zurückgehalten werden, ist das Angebot derzeit äußerst knapp. Die nachfolgende Grafik zeigt die deutlichen Preisanstige, die Brotroggen seit Erntebeginn verzeichnen konnte.

Aktuell notiert Brotroggen-120 FZ franko Hamburg zur prompten Lieferung bei 110 Euro/t netto.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. an den Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die Hausse-Stimmung wider. Die Preisanhebungen fielen in Deutschland mit Erzeugerpreisen von 82-94 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 91,50 - 98,50 Euro/t netto ab Hof (Strecke) im Vergleich zur Vorwoche recht gering aus. Die Erzeugerpreise in Hessen lagen franko bei 80-90 Euro/t netto und loco Hof (Strecke) bei 95-100 Euro/t netto.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Brotroggen-Preis auf Großhandelsebene mit 109 Euro/t netto unverändert zur Vorwoche notiert. An der Produktenbörse Mannheim wurde Brotroggen auf Großhandelsebene mit 115-117 Euro/t netto zur prompten Lieferung 1 bzw. 2 Euro über dem Vorwochen-Preis notiert.

Das in diesem Jahr höher ausfallende Futterroggen-Angebot kann sich seit Wochen in Hessen sehr preisstabil bei 70-78 Euro/t netto franko Landhandelslager halten. Die Verwendung von Futterroggen in Futtermischungen und als "Energieroggen" z.B. bei der Produktion von Biogas und Bioäthanol läßt mit neuen Absatzmärkten auch neuen Bedarf entstehen.

 

Fakten

  • Brotroggen-Anteil 2005 erreicht nur 55 %  
    Aufgrund der relativ niedrigen Anbaufläche von rund 550 000 ha wurden bei durchschnittlichem Ertragsniveau etwa 2,8 Mio.t Roggen (Vj.: 3,8) geerntet. Etwas mehr als die Hälfte der Ernte wird den Weg in den Futtertrog und andere Verwertungen finden. Die um etwa 26 % geringere Erntemenge und äußerst uneinheitliche Qualitäten kennzeichnen nach den BEE-Untersuchungsergebnissen der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL), Detmold den aktuellen Roggenmarkt. Nur 55 % der Ernte und damit rund 1,53 Mio.t Roggen erreichen Fallzahlen von 120 sec bzw. darüber und damit Brotroggenqualität.

    Während in Hessen noch 76 % der Roggenernte Fallzahlen von >120 s erzielen, erreichten in Niedersachsen - der zweitgrößten Anbauregion Deutschlands - lediglich 16 % der Ernte Brotroggen-Qualität.

    Hausse-Tendenz

 

  • Vier Bundesländer = 72 % des Roggenanbaus
    Die Bundesländer Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern können knapp 72 % des Roggenanbaus in Deutschland auf sich vereinigen. Die wechselhafte, regnerische Witterung hat vor allem in Niedersachsen, dem Bundesland mit der bundesweit zweithöchsten Erntemenge an Roggen erhebliche Qualitätseinbußen gebracht. Lediglich 16 % des geernteten Roggens erreicht Fallzahlen von 120 s oder höher. Auch in Schleswig-Holstein fielen die Qualitätseinbußen gravierend aus - nur 30 % des Roggens erreichten Backqualität..

 

Prognose
Fallzahlstarke Roggenpartien dürften gesucht bleiben. Die Verarbeiter versuchen, qualitativ einwandfreie Partien durch Aufgelder zu mobilisieren. Da die Versorgungslage als knapp ausreichend zu bezeichnen ist, dürften die Kurse nach meiner Einschätzung weiter leicht anziehen. Regional hat Brotroggen bereits das Brotweizen-Preisniveau erreicht. Zu berücksichtigen ist jedoch, daß auch schwächere Qualitäten erfahrungsgemäß verarbeitet werden, so daß der Preisspielraum nach oben vorerst begrenzt bleiben dürfte.

 
 
 
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