Dünger: Stimmungsumschwung


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 13.11.2013


In den Rückwärtsgang schalteten die Düngemittelpreise bereits Mitte 2012. Seitdem geriet das internationale Preisgefüge zunehmend ins Rutschen. Wer seitdem seine Düngerzukäufe aufschieben konnte, der konnte bares Geld verdienen. Wie geht es jetzt weiter?

 

Marktlage
In den Rückwärtsgang schalteten nicht nur die Preise bei Weizen, Raps & Co angesichts der hohen Ernteerwartungen für 2013/14 bereits Mitte des Jahres 2012. Die guten Ernteaussichten auf der Nordhalbkugel wie auch der erwartete Wiedereinstieg Rußlands und der Ukraine in das Exportgeschäft hatten die Preise für Getreide, Raps & Co auf Talfahrt geschickt.

Auch die Nährstoffpreise reagierten auf die rückläufigen Feldfrüchtepreise. Vor allem seit Jahresbeginn verstärkte sich der Abwärtstrend am internationalen Düngemittel-Markt.

Für Käufer gab es folglich keinerlei Veranlassung, Zukäufe zu überstürzen. Wer seine Zukäufe aufschieben konnte, der konnte bares Geld verdienen: Landwirte, Agrarhandel, Düngemittelgroßhandel und Importunternehmen schraubten ihre Nachfrage auf das absolute Minimum zurück.

Seit Anfang November zeichnet sich eine Trendwende im internationalen Geschäft ab. Am internationalen Markt hat Harnstoff (Leitprodukt am Stickstoffmarkt) die Talsohle durchlaufen und die Preise ziehen wieder leicht an. Das Auslaufen der niedrigen Export-Zollsätze für chinesische Stickstoffdüngemittel haben die N-Düngerpreise weltweit spürbar angezogen. Seitdem ist das weltweite Angebot spürbar gesunken und der Angebotsdruck ist deutlich zurückgegangen. Zudem stehen seit September Produktionswerke in der Ukraine still.

Der Preisrückgang am Kalimarkt scheint zum Erliegen gekommen zu sein und der Preisrückgang am Phosphatmarkt schwächt sich ab.


Zuletzt hat die wieder erwachende Nachfrage mehrerer Importstaaten für einen Stimmungsumschwung am internationalen Markt gesorgt. Indien hat sich seit Oktober als Einkäufer am Weltmarkt zurückgemeldet. Vor allem Harnstoff steht für die indischen Importeure auf der einkaufsliste. Auch der Iran hatte im Oktober seit über einem Jahr wieder Phosphat- und Kali-Düngemittel international ausgeschrieben. Wachsende Nachfrage kommt derzeit auch aus den großen südamerikanischen Anbauländern.

Am Endkundenmarkt standen hierzulande die Preise bis Ende letzter Woche unter Druck. Die Nachfrage seitens der Landwirtschaft verlief bis dahin sehr schleppend. Vereinzelt gelang den Verkäufern mit Schnäppchenpreise eine leichte Umsatzbelebung.

 

 

Prognose
Die neuen Preislisten der Düngemittelhersteller sind in die Preiskalkulationen des Handels am Endkundenmarkt noch nicht vollends eingeflossen. Vor allem bei Kali und Phosphor, aber auch bei einzelnen Mehrnährstoffdüngern besteht noch ein Spielraum nach unten.

Weltweit liegt das Preisniveau bei Getreide und Ölsaaten liegt zwar auf einem deutlich niedrigeren Niveau als im Vorjahr. Die Preise sind für die Landwirte aber immer noch attraktiv genug, um mit höheren Hektarerträgen größere Renditen vom Acker anzustreben. Zu erwarten ist daher, daß weltweit eine Ausweitung der Anbauflächen und eine Intensivierung der Anbauintensität die Trendwende nach oben beschleunigen dürfte.

Abzusehen ist, daß der Preisauftrieb am internationalen Stickstoff-Markt auch an unseren heimischen Märkten schnell Preiswirkung zeigen dürfte. Zunächst dürften Harnstoff und damit auch andere Stickstoffdüngemittel den Vorgaben des Weltmarktes folgen.

Bei Kali- und Phosphat-Düngemitteln schwächt sich der Preisrutsch am internationalen Markt inzwischen ab. Viele Landwirte hierzulande und weltweit haben jedoch die Grunddüngung hinausgezögert. Daher hat sich inzwischen ein hoher ungedeckter Bedarf aufgestaut. In den kommenden Monaten dürfte bis ins Frühjahr 2014 hinein eine wachsende Nachfrage für Preisauftrieb sorgen.

 
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