Düngemittel: Kursrutsch am Harnstoff-Markt


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 26.06.2012


Rabatte und Schnäppchenpreise sind jetzt auch wieder beim KAS-Kauf möglich. Nicht nur die äußerst schwache Nachfrage nach Düngemitteln, sondern vor allem der Kursabsturz am internationalen Harnstoffmarkt lassen jetzt auch die Preise für andere N-Dünger purzeln.

 

Marktlage
In den vergangenen Monaten haben nicht nur die anhaltend hohe Nahrungsmittelpreise, sondern auch die starke Nachfrage in den USA das Preisniveau bei Stickstoff-Düngemitteln (N-Dünger) am internationalen Markt deutlich steigen lassen.

Nicht nur die Preise Harnstoff, das Leitprodukt am internationalen N-Markt, sondern auch für KAS und alle anderen N-Dünger kletterten seit Mitte 2009 kontinuierlich in die Höhe. Drei Faktoren waren für für die letzte Phase des Preisauftriebs ursächlich:
• der Preisanstieg am internationalen Harnstoffmarkt,
• ein im Vergleich zu Vorjahr geringeres Angebot in Westeuropa und
• die flotte internationale Import-Nachfrage.

Erste Rabatte wurden für KAS gewährt, seitdem die Düngesaison zur Ernte 2012 weitgehend abgeschlossen war. Ins Rutschen kamen die KAS-Preise jedoch erst, seitdem die internationalen Stickstoff-Preise deutlich nach unten korrigieren. Seit Anfang des Jahres haben die KAS-Preise um rund 16 % nachgegeben.

Derzeit ist die Nachfrage auf der Nordhalbkugel weitgehend gedeckt und der Harnstoffmarkt setzt seinen Abwärtstrend fort. Lagen die Weltmarktpreise für Prillware Anfang Mai noch bei 540 US-Dollar je Tonne fob, so sind die Kurse inzwischen um fast 20 % abgerutscht. Inzwischen nimmt Harnstoff die Marke von 400 Dollar/t ins Visier.

Auch KAS ist in den Abwärtssog des Harnstoffmarktes geraten. Für "Restposten" beim Agrarhandel lassen sich derzeit Rabatte erzielen. Für prompte Ware derzeit Preise von 265 bis 275 Euro/t netto genannt.
Für die kommende Einlagerungssaison haben die ersten Düngemittelhersteller ihre neuen Großhandelspreise bekanntgegeben, die geringfügig unter den Juli-Einlagerungspreisen des Vorjahres liegen. KAS wird im Frühbezug für 260 bis 270 Euro/t angeboten und damit so günstig wie zuletzt Anfang 2011. AHL wird für 215 bis 225 Euro/t angeboten. Dennoch kommen kaum Geschäftsabschlüsse zustande, da viele Landwirte auf weitere Preisrücknahmen spekulieren.

 

Prognose
Die derzeit schwache Nachfrage auf der Nordhalbkugel, die Abschwächung der globalen Konjunktur und die rückläufigen Energiepreise haben den Preisdruck am N-Düngermarkt verstärkt.

Nicht nur die Landwirte, auch die Importeure spekulieren derzeit auf weitere Preisrückgänge, so daß es die Lagerbestände bei den N-Düngemittelproduzenten weltweit und auch in Osteuropa derzeit wachsen und der Preisdruck so nach verstärkt wird.

Aktuell sprechen die fundamentalen Daten für zunächst weiter nachgebende Stickstoff-Kurse am internationalen Markt. Kurzzeitig rechne ich persönlich daher mit weiterhin nachgebenden Kursen.

In der nächsten Zeit sollte der Markt jedoch aufmerksam beobachtet werden, da demnächst mit einer wieder stärkeren Nachfrage von der Südhalbkugel zu rechnen ist. Hinzu kommt, daß einige Düngemittelhersteller Produktionskapazitäten stillgelegt haben und inzwischen auch die Preise für den Düngemittel-Rohstoff Ammoniak immer teurer werden.

Für die weitere Preisentwicklung sind zudem die globalen Konjunkturaussichten von besonderer Bedeutung: Wieder steigende Energiepreise, steigende Agrarrohstoffpreise ("Wettermarkt") oder eine wieder anziehende Nahrungsmittelinflation würden in kurzer Zeit zu einer Trendwende bei den N-Düngerpreisen und zu erneut steigenden Stickstoff-Düngerpreisen führen.

 
 

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