Importstop Rußlands dauert an:
Pflanzliche Produkte aus Deutschland betroffen
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 26.11.2004


Am 15.11.2004 hat Rußland die Grenzen für Importe pflanzlichen Ursprungs aus Deutschland dicht gemacht. Noch wird verhandelt, doch der Markt reagiert bereits übellaunig.

Worum es geht
In den letzten Monaten hat Rußland immer wieder Importverbote für unterschiedlichste Produkte aus den verschiedensten Ländern verhängt. Betroffen waren in den letzten Wochen auch Spanien und Peru.

Bei dem am 15.11.2004 gegen Deutschland verhängten Importverbot fing das Dilemma mit beanstandeten Blumen an. Inwischen haben die russischen Veterinärbehörden die Grenze der russischen Föderation für deutschen Produkte pflanzlichen Ursprungs, die ein Pflanzengesundheitszeugnis benötigen, dicht gemacht. Seit dem Inkrafttreten der Maßnahme weisen die russischen Behörden alle Lieferungen zurück.

Betroffen sind Waren, die der phytosanitären Kontrolle unterliegen, darunter auch Gemüse, Getreide, Hopfen, Kartoffeln, Malz, Saatgut sowie Topf- und Schnittblumen. Die russische Verfügung gilt zudem für die Niederlande, Belgien und Estland - diskutiert wird auf russischer Seite offenbar auch eine Ausweitung auf Dänemark und Tschechien. Damit wird die Abwicklung von Geschäften mit deutscher Ware über andere EU-Staaten zunehmend erschwert.

Begründet wird dieses Vorgehen mit Qualitätsproblemen sowie der angeblichen Verseuchung einer Blumenlieferung durch eine als Blumenschädling bekannten Thripsart (Frankliniella occidentalis), deren Ausbreitung verhindert werden soll. Seit geraumer Zeit fordert Rußland von der EU für alle Produktbereiche eine einheitliche Zertifizierungspraxis und einheitliche Dokumente.

Was das bedeutet
Im vergangenen Jahr hat Rußland Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs im Wert von 293 Mio € importiert. Die Exporte Rußlands nach Deutschland beliefen sich lediglich auf 44 Mio. €.

Die Auswirkungen des russischen Importstops bleiben folglich weitgehend begrenzt - entgegen der Darstellung mancher Pressemeldungen. Auf Exporte im Getreidesektor wirkt sich die Maßnahme kaum aus, da die russischen Exporte von Weizen, Roggen und Gerste die Importe aus Deutschland weit übersteigen. Lediglich die angelaufenen Geschäfte mit Interventionsroggen sind hier in größerem Maße betroffen. Als Getreide-Verarbeitungsprodukt ist Malz mit rund 100.000 t pro Jahr stärker tangiert.

Am Kartoffelmarkt spielen die Exporte dagegen eine erheblich wichtigere Rolle - insbesondere in einem so schwierigen Vermarktungsjahr wie dem laufenden. Beim Export von Kartoffeln/-erzeugnissen nach Rußland erzielt Deutschland einen enormen Exportüberschuß. Im Export nach Rußland spielt zudem Saatgut von Ackerkulturen eine erwähnenswerte Rolle.

Nicht zu unterschätzen ist jedoch die psychologische Wirkung, die von dem Importstop Rußlands in einem Vermarktungsjahr mit "Rekordproduktion" und "schwierigem Exportgeschäft" (u.a. Euro-Dollar-Relation) ausgeht.

Verhandlungen laufen - Lösung noch nicht in Sicht
Derzeit führen Politik und Wirtschaft Gespräche mit den russischen Vertretern, um eine Einigung zu erzielen. Nach Aussage des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMVEL) ist noch ist völlig unklar, wie lange das Importverbot dauern wird. Das Ministerium bemüht sich, schnellstmöglich eine Einigung mit den russischen Behörden zu erzielen. Bisher konnte in den bilateralen Gesprächsrunden keine Einigung erzielt werden.
 
 
 
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