Sommer bei den Schlachtschweinepreisen
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 22.08.2002


Das Angebot an Schlachtschweinen am deutschen Markt wird langsam wieder größer, fällt aber immer noch leicht unterdurchschnittlich aus. Die sommerliche Witterung und die langsam wieder heimkehrenden Urlauber kurbeln die Nachfrage und folglich die Schlachtzahlen an.

Marktlage
Das knappe Angebot und die belebte Nachfrage ließen den Schlachtschweinepreis in Deutschland wie auch den Nachbarstaaten anziehen.

Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch in Nordwest- und Ostdeutschland legte den mittleren Basispreis für den Zeitraum von Donnerstag, 15.08. bis Mittwoch, 21.08.2002 unverändert auf 1,37 €/kg SG fest. Die Preisspanne konnte sich mit 1,37-1,39 €/kg SG jedoch um 1 €-Cent verbessern. Die genannten Preise sind Basispreise für Schweine mit 56 % MFA, frei Schlachtstätte und beziehen sich auf die sogenannte Euro-Referenzmaske.

Auch an der Warenterminbörse WTB, Hannover konnten sich die Kurse deutlich befestigen. In der laufenden Woche (Montag bis Mittwoch) notierte der September-Termin mit 1,364 €/kg SG rund 3 €-Cent höher als in der Vorwoche (1,335). Am 21.08.2002 lag der September-Kurs bei 1,377 €.

Auf Grund des Grillwetters finden vor allem Grillartikel wie Nacken und Kotelett guten Absatz, so daß das Preisniveau anzog. Üblicherweise ist der Schinkenabsatz während der Grillsaison jedoch rückläufig.

Fakten

  • Basierend auf den vorläufigen Ergebnissen der Viehzählung vom 3. Mai 2002 erwartet der Sachverständigenausschuß für die Auswertung der Viehzählungsergebnisse beim Bundesverbraucherministerium, daß die Bruttoeigenerzeugung von Schweinefleisch in Deutschland im Jahr 2002 voraussichtlich knapp 4 Millionen Tonnen erreichen wird.

    Der Schweinebestand in Deutschland lag bei knapp 26,3 Mill. Tieren. Gegenüber dem Bestand von Mai 2001 ergab sich eine Zunahme um rund 471.000 oder 1,8 %. Besonders deutlich fiel der Anstieg bei Jungschweinen aus (+ 7,7 %), deren Bestand vor Jahresfrist infolge der MKS-bedingten Ausfuhrsperren Dänemarks und der Niederlande um mehr als 3 % rückläufig war. Regional wurden vor allem in Thüringen, Niedersachsen und Hessen mehr Schweine als vor Jahresfrist gehalten; zu Einschränkungen kam es außer im Saarland in erster Linie in Bayern und Baden-Württemberg.

    Die Zahl der Ferkel lag um gut 1 % höher. Der Bestand an trächtigen Sauen änderte sich kaum, während knapp 1 % weniger nicht trächtige Sauen und Mastschweine auf den Betrieben waren.

    Bei Berücksichtigung der Ein- und Ausfuhren dürfte der Gesamtverbrauch von 4,4 auf 4,3 Millionen Tonnen abnehmen, der Pro-Kopf-Verzehr von 39 auf 38 Kilogramm sinken und der Selbstversorgungsgrad von 88 auf 92 % steigen.

    Bruttoeigenerzeugung 1) von Schweinen in Deutschland
    in Millionen Stück
    Zeitraum
    Ø
    1995/96 bis 2000/01
    2000/01
    2)
    2001/02
    2)
    2002/03
    3)
    2002/03 : 2001/02
    absolut
    in %
    Juli/Sept.
    9,43
    9,83
    9,60
    9,90
    0,30
    3,1
    Okt./Dez.
    10,17
    10,64
    10,75
    10,75
    0,00
    0,0
    Jan./März
    9,86
    10,33
    10,20
    10,35
    0,15
    1,5
    April/Juni
    9,64
    9,85
    10,30
    10,15
    -0,15
    -1,5
    Juli/Juni
    39,09
    40,64
    40,85
    41,15
    0,30
    0,7
    1) Sämtliche im Inland erzeugten Tiere, unabhängig von der Schlachtung im In- oder Ausland. Wegen Untererfassung des EU-Intrahandels mit lebenden Tieren wurden ab 1993 bei der Berechnung der BEE die amtlichen Handelsdaten ergänzt durch Angaben anderer Mitgliedstaaten.
    2) vorläufige Daten
    3) prognostizierte Daten
    Quelle: BMVEF
  • In der EU wird die Schweinefleischproduktion 2002 nach Ansicht des Sachverständigenausschusses für die Auswertung der Viehzählungsergebnisse bei ebenfalls höheren Schlachtgewichten mit 17,80 Mio. t um ebenfalls 1 bis 2 % höher ausfallen als 2001. Die Zunahme erfolgte im zurückliegenden Halbjahr; im letzten Quartal 2002 ist mit einem vermutlich leicht rückläufigen Marktzugang zu rechnen. Unter der Annahme kräftig steigender Fleischausfuhren dürfte der Gesamtverbrauch um rund 1 % auf 16,40 Mio. t steigen und der Selbstversorgungsgrad gut 108 % betragen. Für 2003 wird derzeit eine EU-weite Bruttoeigenerzeugung in gleicher Höhe angenommen.
  • Im weiteren Jahresverlauf 2002 dürften die Erzeugerpreise im Durchschnitt der Handelsklassen E bis P um 1,25-1,35 €/kg SG pendeln, sofern es nicht zu größeren Exportschwierigkeiten Dänemarks kommt und vermehrt Ware von dort auf den deutschen Markt drängt.

    Diese Gefahr besteht, denn Japan hat seit dem 01.08.2002 bis voraussichtlich 31.03.2003 im Rahmen der WTO-Schutzklausel die Mindesteinfuhrpreise um knapp 25 % angehoben, davon betroffen ist neben USA und Kanada vor allem Dänemark. Der Jahresdurchschnittspreis 2002 könnte dann um etwa 20 % niedriger ausfallen als 2001.
  • In 2003 ist vor dem Hintergrund der europäischen und internationalen Produktions- und Verbrauchserwartungen derzeit kaum mit einer spürbaren Erholung der Schlachtschweinepreise zu rechnen.

Prognose
Nach meiner Einschätzung dürfte das Angebot an Schlachtschweinen auch in der kommenden Woche begrenzt bleiben, während der Lebensmitteleinzelhandel mit der langsam zu Ende gehenden Urlaubssaison wieder eine steigende Nachfrage verbucht. Somit dürfte das Angebot zunächst weiter recht knapp bleiben.

Aufgrund der derzeitig sommerlichen Witterung sollte sich der Absatz an Grillartikeln weiterhin lebhaft gestalten. Während der letzten August und der ersten Septemberwoche erwarte ich daher weiterhin leicht befestigte Preise.

Mit der auslaufenden Erntezeit, ist erfahrungsgemäß jedoch wieder mit einem Anstieg des Schlachtschweine-Angebotes zu rechnen. Ich erwarte dann - aufgrund des zu erwartenden Produktionszahlen (Viehzählungsergebnisse) - einen Rückgang der Notierungen.

Nach meiner Meinung sollten sich daherSchweineerzeuger jetzt um die Absicherung der Schlachtpreise im Rahmen von Termingeschäften oder über Warenterminkontrakte kümmern.

 
 
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