Sojakurs im Höhenfieber


Dipl.-Ing. agr. S. Linker  linker@kassel.hlrl.de Stand: 03.11.2000


Sojaschrot ist nach wie vor teuer. Obwohl es seit dem 25.10.2000 zu leichten Preisrücknahmen kam, zogen die Notierungen in Chicago inzwischen wieder spürbar an. Für Euroland bleibt der nach wie vor sehr starke US-Dollar die preisbestimmende Größe und sorgt für eine feste Preistendenz. Da in den nächsten Tagen mit keiner spürbaren Entspannung bei kurzfristig greifbarer Ware gerechnet wird, ist von einer anhaltend stetigen Nachfrage auszugehen, die wenig Preisspielraum nach unten bietet.

Für Rapsschrot gab es weitere Preissteigerungen. Das Angebot ist nach wie vor durch die eingeschränkte Ölsaaten-Verarbeitung der Ölmühlen nicht allzu reichlich. Hinzu kommt, dass durch den Konkurs einer holländischen Ölmühle das Angebot an Rapsschrot europaweit etwas kleiner geworden ist und daß die holländische Mischfutter-Industrie verstärkt am deutschen Markt als Käufer auftritt.

Marktlage
Inzwischen neigt sich die Ernte der Sojabohnen in den USA dem Ende entgegen. Rund 91 % der Ernte wurden bis zum 29.10.2000 nach Aussage der amerikanischen Landwirtschaftsministeriums eingebracht und die Ernte schreitet dank des ungewöhnlich guten Erntewetters zügig voran. Daher dürfte in den USA in den nächsten Tagen der Erntedruck auf die Preise abnehmen. Dennoch sollte man nicht aus den Augen verlieren, daß die US-Farmer mit ziemlicher Sicherheit eine neue Rekordernte einbringen.

In Südamerika laufen die Vorbereitungen für die Aussaat der nächsten Ente im Frühjahr 2001. Man rechnet mit einer Ausdehnung des Anbaus. So kam es, daß sich die Notierungen an den Warenterminmärkten im sogenannten Sojakomplex in dieser und der vergangenen Woche uneinheitlich zeigten. Bohnen, Schrot und Sojaöl schlossen insgesamt deutlich stärker, mußten an einzelnen Tagen jedoch auch Kursverluste hinnehmen.

Die Preisentwicklung drückt sich an unseren Märkten in der zum Teil sprunghaften Entwicklung der Tagespreise aus. Inzwischen hat sich die Lage allerdings wieder ein wenig entspannt. Dennoch ist Sojaschrot aus hiesiger Verarbeitung zur sofortigen Lieferung knapp. Versorgungslücken werden durch preisgünstiges Sojaschrot aus Südamerika geschlossen.

Prognose
Mit der Oktober-Prognose hat das US-Ministerium die Ernteerwartungen nochmals kräftig zurückgenommen, rechnet jetzt jedoch mit etwas geringen Exporten, obwohl der internationale Verbrauch weiter als steigend eingeschätzt wird.

Die US-Einschätzung eines weiteren Verbrauchanstiegs am Weltmarkt bestätigt sich durch die deutlich gestiegene internationale Nachfrage nach Bohnen, Schrot und Öl. Gerade die asiatischen Staaten haben nach Überwindung der Wirtschaftskrise einen wieder steigenden Bedarf bei Ölschroten.

Trotz der Erntezeit ist das Angebot in den USA alles andere als üppig, da sich die US-Landwirte mit Verkäufen in diesem Jahr merklich zurückhalten. Bis zur nächsten Ernte in Südamerika im Frühjahr nächsten Jahres wird die US-Ernte die Preisentwicklung am Weltmarkt bestimmen. Mit einer grundsätzlichen Trendwende ist jedoch frühestens nach Beendigung der US-Ernte zurechnen.

Hinzu kommt, daß aus Sicht von Euroland die Stärke des US-Dollar eine bestimmende Rolle für das auf Dollarbasis abgerechnete Importprodukt spielt. Auch die hohen Preise für Rohöl am Weltmarkt und die durch die Raffinerien zusätzlich verschärfte Knappheit verarbeiteter Produkte wie zum Beispiel Diesel und Heizöl verteuern die Verarbeitung von Sojabohnen und den Transport der Nachprodukte.

Für viehhaltende Betriebe in der EU bleiben die hohen Sojapreise ein Ärgernis, während sich die Rapsanbauern über die preisstützende Wirkung der internationalen Sojakurse sowie des Dollars freuen können.

Übersicht

 

Seitenanfang