Ruhe an der Preisfront

Dipl.-Ing. agr. S. Linker  linker@kassel.hlrl.de Stand: 25.07.2000

 
Immer wieder unterbricht Regen die Erntearbeiten, so daß die Umsatztätigkeit am Markt begrenzt bleibt. Die wenigen an den Markt gebrachten Partien beliefern zumeist Vorverträge, während ungebundene Ware in der Regel in den Hof- und Handelslagern verschwindet.

Marktlage
Die Märkte für Sojabohnen sind in den letzten Wochen unter massiven Druck geraten. An der Warenterminbörse in Chicago (CBOT) wurden immer neue zykische Tiefpunkte verzeichnet und weitere Preisrückgänge sind nicht ausgeschlossen. Über Ernteverluste aufgrund von Trockenheit wird schon lange nicht mehr diskutiert. Die Entwicklung der Sojabestände wird allgemein als gut bezeichnet.

Fakten
Aus heutiger Sicht lassen sich für die Marktentwicklung der nächsten Wochen folgende Faktoren erkennen:

Die Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums vom 12.07.2000 geht zwar mit 80,0 Mio. t (Vj 71,93 Mio. t) von einer etwas geringeren Sojaernte als im Juni aus, brachte jedoch keine wesentlichen Korrekturen der US-Sojabilanz 2000/2001. Sollten sich die Erwartungen bestätigen, wird die diesjährige Sojaernte die höchste in der Geschichte der USA sein.

In der EU wird inzwischen eine deutlich geringere Raps-ernte erwartet. Der Branchendienst Oil World, Hamburg, geht in seiner neuesten Schätzung von nur noch 9,3 bis 9,4 Mio. t aus. Das wäre eine um 2,1 Mio. t kleinere Rapsernte als im Vorjahr.

Für Deutschland werden jetzt nur noch 3,4 bis 3,5 Mio. t Rapssaaten zu erwarten. Das wären rund 0,8 Mio. t weniger als 1999. Grund für die Entwicklung in der EU wie auch in Deutschland sind die Flächeneinschränkung und niedrigere Hektar-erträge aufgrund der Trockenheit im Frühsommer.

Kaum sind die erntereifen Bestände so einigermaßen abgetrocknet, verzögern immer neue Regenfronten den Fortgang der Ernte. Die Ertragsausfälle aufgrund der verzögerten Ernte sind regional z.T. ganz erheblich.

Die Nachfrage der asiatischen Länder wird von Analysten weiterhin als wachsend bewertet. So könnte die asiatische Nachfrage am Markt für Ölsaaten und pflanzliche Öle aufgrund dortiger Ernteeinbußen und einer besseren wirtschaftlichen Situation einzelner Länder höher als erwartet ausfallen.

Der Festigungstrend des US-Dollars scheint kein Ende nehmen zu wollen (24.07.: 2,09 DM). Der feste Kursverlauf relativiert aus Sicht von Euroland jedoch wieder das niedrige Preisniveau von Soja.

Prognose
Die Rapspreise in der EU und in Deutschland sind stabil bis leicht verbessert. Der feste US-Dollarkurs stützt unseren hiesigen Markt. Der Kursanstieg bei Ölsaaten an den Warenterminmärkten der USA und Kanada am Montag hat auch die Kurse an den EU-Börsen und -Märkten positiv beeinflußt. Bei Preisen von ca. 38,00 DM/dt frei Verarbeiter können sich die Erzeuger über etwas bessere Erlöse mit positiver Tendenz freuen.

Der Schlüsselfaktor für den weiteren Preistrend wird die Entwicklung der Nachfrage bei pflanzlichen Ölen und insbesondere nach Rapsöl aus der EU sein. Erste Anzeichen deuten eine Trendwende an, deren mögliches Potential vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden US-Rekordernte jedoch begrenzt ist.

Übersicht

 

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