Für die Ernte 2000 ist der Startschuß mit dem Beginn des Gerstendrusches
gefallen. Vor allem bei trockenheitsgeschädigten Beständen und in Frühdruschgebieten
hat die Ernte zum Ende der letzten Woche begonnen. Der regional fehlende
Niederschlag und das heiße Sommerwetter der letzten Wochen hat die Bestände
erheblich schneller abreifen lassen als in Normaljahren.
Die Qualitäten und Erträge von trockenheitsgeschädigten Beständen fallen
z. T. weit ab. Gut geführte Bestände versprechen dagegen gute und teilweise
bessere Erträge als im Vorjahr. Die Feuchtegehalte liegen entsprechend
der regional sehr unterschiedlichen Witterung der letzten Tage wie auch
der unterschiedlichen Reifegrade der Bestände zwischen 9 und 15 %.
Preise 2000
Große Unsicherheit besteht immer noch hinsichtlich des Preisniveaus. Daher
wurden bisher vorrangig Vorverträge beliefert. Die Preise konnten sich
für Gerste bisher halten, d.h. dass die auf der Agenda 2000-basierten
niedrigeren Interventionspreise am Markt noch keine Auswirkungen zeigen.
Hier bestimmen die internationale und der EU-Ernte sowie die erwartete
Weltmarktnachfrage das Preisniveau.
Die sehr weite Preisspanne liegt zwischen 18,50 und 21,50 DM/dt und zeigt,
dass die Preisdiskussionen noch nicht zum Ende gekommen sind, da zwar
mit guten Erträgen gerechnet wird, zugleich jedoch noch Unklarheit über
die Höhe des zu erwartenden Angebotes besteht. Die Erzeuger streben ein
der Ernte 1999 vergleichbares Niveau an.
HEMIS setzte sich am 30.05.00 ausführlich mit den regionalen und internationalen
Rahmenbedingungen des Gerstenmarktes auseinander und zeigte die enge Verzahnung
zwischen der Produktion in Deutschland und der EU sowie der Nachfrage
am Weltmarkt auf.
Als problematisch ist daher zu beurteilen, dass die Gerstenernte beginnt,
während die Notierungen am Weltmarkt stark unter Druck stehen. Ob die
jüngste Ausschreibung Saudi-Arabiens über 50.000 t Gerste Impulse
für eine Trendwende liefert, bleibt noch abzuwarten. Auch Iran wird als
Käufer am Markt zurückerwartet. Noch hält der Schwächekurs an.
Die Grosshandelsabgabepreise für 2000er Gerste wurden z.B. am 20.06.00
an der Produktenbörse Hamburg auf 21,00 DM/dt ex Ernte festgesetzt,
am 23.06.00 an der Produktenbörse Köln auf 20,50 DM/dt und am 26.06.00
an der Produktenbörse Mannheim auf 19,75-20,24 DM/dt.
Tendenz
Das Preisniveau in der EU sieht z.Z. besser aus als erwartet. Die Preise
sollten daher vor der Warenlieferung eindeutig ausgehandelt werden. Gute
Ware kann dabei er-heblich besserer Kurse realisieren als abfallende Qualitäten.
Wenige Wochen vor der Ernte stellt sich natürlich auch die Frage nach
dem Preisniveau für die anderen neuerntigen Kulturen. Die Preise werden
nach wie vor kontrovers diskutiert, da immer noch Unklarheit hinsichtlich
des Angebotes aus der Ernte, zur Entwicklung des US-Dollarkurses sowie
der Exportaussichten besteht.
Bei Raps, Braugerste und Erbsen bewegen sich die Preise deutlich über
dem Niveau zur Erntezeit 1999, wobei zu berücksichtigen ist, dass dieses
ausgesprochen niedrig lag. Raps konnte sich zuletzt wieder auf 32,00-34,00
DM/dt verbessern, da sich der weltweite Handel mit pflanzlichen Ölen belebt
hat und infolge die Ölpreise leicht anzogen. Für Erbsen wurden vereinzelt
22,00 bis 24,50 DM/dt genannt. Bei Braugerste wirken sich der Anbaurückgang
und die vielerorts aus der Trockenheit resultierenden schwachen Qualitäten
stabilisierend auf die Preise aus. Genannt werden hier Preise zwischen
die 26,00 und 27,00 DM/dt.
Erste Preisnennungen für Brotroggen über 18,50-20,00 DM/dt liegen
teilweise auf Vorjahreshöhe.
Auch bei Weizen herrscht kurz vor der Ernte noch keine Klarheit über
das Preisniveau. Bei B- und A-Weizen wurden vereinzelt Kurse zwischen
20,00 und 22,50 DM/dt genannt, für E-Weizen werden Aufschläge zwischen
1,50 und 2,00 DM/dt diskutiert.
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