Soja durchläuft ein kleines Preistal
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  linker@kassel.hlrl.de Stand: 20.06.2000

Die Sojapreise sind zum Leidwesen der Veredler in den letzten Wochen geradezu explodiert. Die 50 DM-Grenze wurde Ende Mai in Einzelgeschäften sogar überschritten. Inzwischen tritt die saisonal zu erwartende leichte Marktabkühlung ein.

Das meinen die Baissiers
Die Witterung im mittleren Westen der USA hat in den letzten Wochen mit überdurchschnittlichen Niederschlägen und hohen Temperaturen ein hervorragendes, wüchsiges Klima geschaffen, so daß einer neuen Rekordernte nichts im Wege steht. Die Preise für Sojabohnen und deren Nachprodukte werden daher zunehmend unter Druck geraten. Damit sinken auch die End-abnehmerpreise.

Dagegen meinen die Haussiers
Im August kommen die Sojabohnen in eine letzte kritische Wachstumsperiode. Das bedeutet, dass die trockene Phase des Sommers erst bevorsteht und je nach Witterungsverlauf durchaus Trockenheit die Ernte erheblich schmälern könnte. Zudem ist die Trockenheit in einigen anderen Anbauregionen der Erde wie z.B. Indien so ausgeprägt, dass selbst üppige Monsunregen das Defizit kaum ausgleichen dürften. Der weltweite Bedarf steigt, so dass das engere Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu steigenden Preise führen dürfte.

Das sind die Fakten
Die Sojabohnenernte in Südamerika kann als beendet angesehen werden. In Brasilien soll die Ernte mit 31 Mio. t rund 0,5 Mio. t höher als im Vorjahr ausgefallen sein. In Argentinien scheint sich die mit 21 Mio. t auf Rekordhöhe prognostizierte Ernte zu bestätigen. In den USA wurde die leicht ausgedehnte Anbaufläche mit dem lange erwarteten Regen versorgt, so dass bei weiterhin günstiger Witterung eine erneute Rekordernte heranwachsen könnte.

Bereits in der letzten Woche gab HEMIS folgenden Hinweis: "Kurzfristige Sojaschrotkäufe jetzt tätigen. Saisonal tendieren die Preise gegen Ende Juni wieder höher." Diese Markteinschätzung hat sich bestätigt.

Hinzu kommt, dass der Devisenkurs des US-Dollars seit Mitte Mai (19.05.: 2,20 DM/$) wieder spürbar an Stärke verliert (19.05: 2,03 DM/$). Importe auf Dollarbasis werden wieder preisgünstiger und lassen auch die Endabnehmerpreise leicht zurückgehen. Die Grafik zeigt, dass - ausgehend von der internationalen Preisentwicklung - die Importpreise am Importhafen Rotterdam und an den deutschen Produktenbörsen unter Preisdruck geraten.

  Tendenz
In der ersten Juli-Hälfte dürften die Sojapreise ihr saisonales Tief überwunden haben und wieder leicht anziehen. Prompter Bedarf sollte daher in den nächsten Wochen, langfristiger Bedarf erst zu einem späteren Zeitpunkt (wenn die neue Ernte abschätzbar ist) gedeckt werden. Sojapreise sind Tagespreise. Preisanfragen sollten daher in kurzen Abständen erfolgen. Die Marktentwicklung hängt dabei vorrangig von der Absatz- und damit Preissituation bei pfl. Ölen ab. Teilweise wird befürchtet, dass die Palmölproduktion höher ausfällt als erwartet und die Preise drückt.

Übersicht

 

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