Saisonalitäten am Weizenmarkt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  linker@kassel.hlrl.de Stand: 02.03.2000


Alles in allem sieht es am Weizenmarkt recht positiv aus. Die Kurse gehen international - begleitet von einzelnen Preisschwankungen - tendenziell leicht nach oben. In der EU und in Deutschland konnte die Preisentwicklung von den besseren internationalen Kursen und dem flotten Export profitieren.

So hat Algerien in der letzten Woche über 60.000 t deutschen Weizen für 124 US-$/t cif im Rahmen einer Ausschreibung über 100.000 t Weichweizen gekauft (9. Woche: 1 US-$ = 2,02 DM). Japan soll mindestens 900.000 t Weizen in Australien zur Lieferung in diesem Jahr gekauft haben.

Welt
Am 24.02.00 hat das IGC, London seine Weizenprognose für 1999/2000 um 1 Mio. t im Vergleich zum Januar auf 584 Mio. t (Vj 587) korrigiert. Da jedoch auch mit einem höheren Verbrauch gerechnet wird, bleibt das IGC unverändert bei seiner Vorhersage von Endbeständen in Höhe von 116 Mio. t. Für die Ernte 2000/2001 geht das IGC von einer Produktionsausweitung auf 590 Mio. t aus.

Die Grafik verdeutlicht, dass seit 1998/99 der weltweite Verbrauch wieder die Produktion übersteigt, so daß die Endbestände seitdem langsam abgebaut werden konnten.

Die Erzeugererlöse der HEMIS-Betriebe zeigen die direkte Abhängigkeit der Preisentwicklung von der Angebot-Nachfrage-Situation am Weltmarkt, das heisst: hohe Produktion und hohe Endbestände = niedrige Preise.

Die hohen weltweiten Endbestände der letzten beiden Wirtschaftsjahre und die damit verbundenen niedrigeren Exportpreise für EU-Weizen haben die HEMIS-Preise abstürzen lassen. Erst die Prognose niedrigerer Endbestände für das Wj 1999/2000 ließ die Kurse wieder ansteigen.

EU-15
Coceral, der Europäische Verband des Getreidehandels schätzt die Weizenfläche zur Ernte 2000 mit 14,4 Mio. ha knapp 10 % höher als im Vorjahr ein. Die Flächenausdehnung soll in Deutschland (+12,6 %), im Vereinigten Königreich (+13,1 %) und in Spanien (+39,1 %) am größten sein.

Verkauf der Ernte 1999
Wir sollten nicht vergessen, daß die künftigen Verkäufe in diesem Frühjahr sich auf der jetzigen preisschwachen Basis entwickeln werden. Hinzu kommt, daß weltweit ein hohes Angebot an qualitätsschwachem Weizen noch auf Käufer wartet und bis zur nächsten Ernte vermarktet werden muß.Die hier zu erwartenden Preiszugeständnisse werden sich auch nachteilig auf die Brotweizenpreise auswirken.

Betrachtet man die Preisentwicklung seit der Gründung des HEMIS, so kann man feststellen, dass der Februar immer ein preisschwacher Monat war (wenn man von den Frustpreisen während der Ernte einmal ansieht). Der Mai hat dagegen regelmäßig die Preishöhen ein letztes Mal im jeweiligen Wj ausgetestet. Diese Phase hat in den letzten Jahren in der Regel im späten April begonnen.

Ich befürchte, daß der letzte Termin für ein Preishoch in diesem Jahr etwas früher liegen könnte, da die für 2000 zu erwartende Rekordernte und die Auswirkungen der Agenda 2000-Regelungen die 1999er vorab preislich beeinträchtigen könnten. Sie sollten den Markt daher ab sofort aufmerksam beobachten.

Verkauf der Ernte 2000
Die Prognose des IGC weist ein weltweites Plus von 6 Mio. t für 2000/01 im Vergleich zu 1999/2000 aus. Auch wenn für Argentinien, Australien, China, Kanada und USA niedrigere Ernten erwartet werden, sollte klar sein, dass der Produktionsanstieg nur dann keinen negativen Preiseffekt hat, wenn der Verbrauch zumindest in derselben Größenordnung ansteigt.

Die Anbauausweitung in der EU läßt eine spürbar größere Ernte erwarten, die ihr Ventil nur im Export finden kann. Die dann aktuellen Weltmarktpreise werden den Exportumfang und damit den Grad der Marktentlastung in der EU bestimmen.

Zu überlegen bleibt, ob ein Terminverkauf in den nächsten Wochen nicht die sicherere Verkaufsvariante sein könnte. Noch sollte man abwarten, inwieweit sich der Anbaurückgang in den USA, dem zweitgrößten Weizenexporteur, auf einen von dort her zu erwartenden Preisanstieg auswirkt.

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