Preisrally am Brennstoffmarkt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker linker@kassel.hlrl.de Stand: 06.09.2000

Die Ölnotierungen haben inzwischen den Preisgipfel der Ölkrise vor zehn Jahren erstürmt. Nachdem die OPEC erneut verlautbaren ließ, zunächst doch keine Anhebung der Fördermenge zu beschließen und des Treffen am 10.09.2000 in Wien abzuwarten, gingen die Notierungen an den Warenterminbörsen weiter nach oben. Die wachsende Sorge um eine weitere Verknappung der weltweiten Bestände kurz vor den verbrauchsstarken Wintermonaten heizt den Markt zu immer neuen Höchstnotierungen an. Die Terminmärkte reagieren daher immer nervöser und die steigenden Kurse bieten ein attraktives Potential für Spekulanten. Der Ruf nach einer weiteren Ausdehnung der OPEC-Fördermenge wird immer lauter.

Fakten
Die Urlaubszeit auf der Nordhalbkugel neigt sich ihrem Ende entgegen. Damit beginnt der Einlagerungszeitraum für den Bedarf während der Wintermonate. Die seit Wochen ständig weiter steigenden Heizöl und Dieselpreise haben viele Verbaraucher bewogen, ihre Tanks so schnell wie möglich zu füllen (Zielsetzung der Schadensminimierung). Die so wachsende Nachfrage wirkt zur Freude der Händler zusätzlich preistreibend.

Die US-Rohölbestände sind auf den tiefsten Stand seit 24 Jahren zusammen geschrumpft. Zur Zeit herrscht eine große Ungewißheit, wie hoch die Output-Erhöhung der OPEC ausfallen wird. Am 10.09.00 soll dazu in Wien ein Beschluß fallen. Saudi-Arabien will seine Förderung um mehr als 500.000 Faß pro Tag steigern (1 Faß = 159 Liter). Das OPEC-Lager ist sich aber nicht einig, welches OPEC-Mitglied wieviel mehr Öl gefördert können soll. Bedenken bestehen, daß bestimmte Mitglieder zu viel Marktmacht an sich reißen. Gegner der Fördermengensteigerung führen außerdem an, dass bei einem bald anstehenden Ende des Uno-Embargos gegen den Irak eine zu große Rohölmenge an den Markt gelangen könnte und dann ein Absturz der Preise drohen könnte.

Die Forderung einer Steigerung der Fördermengen ist schnell ausgesprochen. Nur bleibt die Frage, was das tatsächlich bedeutet. Voraussetzung hierfür ist das Vorhandensein entsprechender Fördertechnik, die offenbar bisher nicht genutzt wurde. Doch mit solchen "ruhenden" Kapazitäten ist es innerhalb der OPEC-Staaten nicht weit her. Fakt ist, daß die meisten Mitglieder ihre Förderkapazitäten weitgehend ausgeschöpft haben. Lediglich Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuweit verfügen noch über nennenswerte Reserven. Der Aufbau neuer Fördertechnik benötigt Zeit ... und die Hauptbedarfzeit auf der Nordhalbkugel hat längst begonnen.

Nachdem bisher die "magische" 30 $-Marke über den Handelsplätzen schwebte, halten Analysten inzwischen auch eine Anstieg auf bis zu 40 $ für nicht ausgeschlossen. Ist eine Höchstmarke erst einmal gebrochen, ist meist auch ein psychologische Grenze überschritten so daß danach der Preisanstieg nochmals rasanter läuft. Die Preise könnten dann Höhen erreichen, die weit über ihrem tatsächlichen Angebot-Nachfrage-Preis liegen.

Prognose
Die Preise für Heizöl und Diesel werden in der nächsten Zeit weiter anziehen. Selbst eine massive Erhöhung der Produktion könnte weitere Kursanstiege inzwischen kaum noch verhindern.

Mit Preissenkungen ist erst wieder zu rechnen, wenn nach der Zeit des Hauptverbrauchs im Winter das Verhältnis von Angebot und Nachfrage abzuschätzen ist. Eine echte Entspannung ist damit erst wieder ab Anfang Februar zu erwarten, wenn die Nachfrage saisonbedingt rückläufig ist und mögliche höhere Fördermengen zu einem Bestandsaufbau führen.

Grundsätzlich ist somit für das kommende Jahr 2001 zu erwarten, daß das Preisniveau wieder spürbar zurückgeht. Wer kann sollte sich daher mit seinen Vorräten bis in das nächste Frühjahr "retten" und erst dann die Tanks wieder auffüllen.

Übersicht

 

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