Die Ölnotierungen haben inzwischen den Preisgipfel der Ölkrise vor zehn
Jahren erstürmt. Nachdem die OPEC erneut verlautbaren ließ, zunächst
doch keine Anhebung der Fördermenge zu beschließen und des Treffen am
10.09.2000 in Wien abzuwarten, gingen die Notierungen an den Warenterminbörsen
weiter nach oben. Die wachsende Sorge um eine weitere Verknappung der
weltweiten Bestände kurz vor den verbrauchsstarken Wintermonaten heizt
den Markt zu immer neuen Höchstnotierungen an. Die Terminmärkte reagieren
daher immer nervöser und die steigenden Kurse bieten ein attraktives Potential
für Spekulanten. Der Ruf nach einer weiteren Ausdehnung der OPEC-Fördermenge
wird immer lauter.
Fakten
Die Urlaubszeit auf der Nordhalbkugel neigt sich ihrem Ende entgegen.
Damit beginnt der Einlagerungszeitraum für den Bedarf während der Wintermonate.
Die seit Wochen ständig weiter steigenden Heizöl und Dieselpreise haben
viele Verbaraucher bewogen, ihre Tanks so schnell wie möglich zu füllen
(Zielsetzung der Schadensminimierung). Die so wachsende Nachfrage wirkt
zur Freude der Händler zusätzlich preistreibend.
Die US-Rohölbestände sind auf den tiefsten Stand seit 24 Jahren zusammen
geschrumpft. Zur Zeit herrscht eine große Ungewißheit, wie hoch die Output-Erhöhung
der OPEC ausfallen wird. Am 10.09.00 soll dazu in Wien ein Beschluß
fallen. Saudi-Arabien will seine Förderung um mehr als 500.000 Faß pro
Tag steigern (1 Faß = 159 Liter). Das OPEC-Lager ist
sich aber nicht einig, welches OPEC-Mitglied wieviel mehr Öl gefördert
können soll. Bedenken bestehen, daß bestimmte Mitglieder zu viel Marktmacht
an sich reißen. Gegner der Fördermengensteigerung führen außerdem an,
dass bei einem bald anstehenden Ende des Uno-Embargos gegen den Irak eine
zu große Rohölmenge an den Markt gelangen könnte und dann ein Absturz
der Preise drohen könnte.
Die Forderung einer Steigerung der Fördermengen ist schnell ausgesprochen.
Nur bleibt die Frage, was das tatsächlich bedeutet. Voraussetzung hierfür
ist das Vorhandensein entsprechender Fördertechnik, die offenbar bisher
nicht genutzt wurde. Doch mit solchen "ruhenden" Kapazitäten ist es innerhalb
der OPEC-Staaten nicht weit her. Fakt ist, daß die meisten Mitglieder
ihre Förderkapazitäten weitgehend ausgeschöpft haben. Lediglich Saudi-Arabien,
die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuweit verfügen noch über nennenswerte
Reserven. Der Aufbau neuer Fördertechnik benötigt Zeit ... und die Hauptbedarfzeit
auf der Nordhalbkugel hat längst begonnen.
Nachdem bisher die "magische" 30 $-Marke über den Handelsplätzen
schwebte, halten Analysten inzwischen auch eine Anstieg auf bis zu 40 $
für nicht ausgeschlossen. Ist eine Höchstmarke erst einmal gebrochen,
ist meist auch ein psychologische Grenze überschritten so daß danach der
Preisanstieg nochmals rasanter läuft. Die Preise könnten dann Höhen erreichen,
die weit über ihrem tatsächlichen Angebot-Nachfrage-Preis liegen.
Prognose
Die Preise für Heizöl und Diesel werden in der nächsten Zeit weiter anziehen.
Selbst eine massive Erhöhung der Produktion könnte weitere Kursanstiege
inzwischen kaum noch verhindern.
Mit Preissenkungen ist erst wieder zu rechnen, wenn nach
der Zeit des Hauptverbrauchs im Winter das Verhältnis von Angebot und
Nachfrage abzuschätzen ist. Eine echte Entspannung ist damit erst wieder
ab Anfang Februar zu erwarten, wenn die Nachfrage saisonbedingt rückläufig
ist und mögliche höhere Fördermengen zu einem Bestandsaufbau führen.
Grundsätzlich ist somit für das kommende Jahr 2001 zu erwarten,
daß das Preisniveau wieder spürbar zurückgeht. Wer kann sollte sich daher
mit seinen Vorräten bis in das nächste Frühjahr "retten" und erst dann
die Tanks wieder auffüllen.
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