Futterklee ist anspruchslos und reich an Vitaminen und Proteinen. Trotzdem
würde sich der Anbau nicht lohnen – wäre da nicht die EU: Sie schießt
den Bauern 40 Prozent der Einnahmen zu, da die Konkurrenz des Soja
aus Übersee sonst übermächtig wäre. Nun hat die EU noch einmal kräftig
zugeschossen: Sie steckte 1,2 Millionen Euro in eine Demonstrationsanlage,
die in Chalons in der Champagne eröffnet wurde. In ihr soll aus dem einfachen
Futterklee (Luzerne) ein hochwertiges Protein gezogen werden: Rubisco.
Bis zu 1.500 Tonnen jährlich will der französische Tierfutterhersteller
France Luzerne dort in Zukunft produzieren.
Kern der mehrstufigen Anlage ist eine mit Hochgeschwindigkeit rotierende
Zentrifuge, die die Zellulose vom eigentlichen Luzernesaft trennt. Das
reine, weiße Protein soll schließlich für Saucen, Wurst und Desserts wie
Mousse au Chocolat verwendet werden. Später sollen auch andere hochwertige
Bestandteile des Futterklees wie Farbstoffe, Östrogene und Antioxidantien
auf diese Weise isoliert und in der Kosmetik- oder Pharmaindustrie verwertet
werden.
Indem sich die EU für den Einsatz neuer Technologie in der traditionell
ausgerichteten Agrarindustrie stark macht, will sie nicht nur der einheimischen
Luzerne zu einem Wettbewerbsvorteil verhelfen, sondern zugleich eine Hochtechnologie
fördern, die sich auch auf die Verwertung anderer Kulturpflanzen wie Weizen
und Mais ausdehnen läßt.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Übersicht