Börse: Noch immer eine Wetterfrage


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 29.07.2014


Bessere Aussichten für das Anbauwetter in den USA haben die Weizenkurse auch an der Börse in Paris in die roten Zahlen gedrückt. Doch am Kassamarkt sorgt die unbeständige Wetterlage in Europa für stabilere Preise bei guten Backqualitäten. Rapssaaten profitieren von den steigenden Sojakursen.

 

Devisen & Konjunktur
Nicht nur die eskalierenden Krisen in der Ukraine, Libyen, Gaza, Irak und weiteren Staaten des Nahen Ostens haben die Investoren an den Finanzmärkten in Deckung gehen lassen. Auch erneut schwache Konjunkturdaten aus den USA zum Dienstleistungssektor und zum Häusermarkt belasten das Finanzgeschäft genauso wie die die drohende Staatspleite Argentiniens.

Dennoch wird am Devisenmarkt verstärkt auf einen stärkeren US-Dollar und einen rückläufigen Euro-Kurs spekuliert. Die unterschiedliche Geldpolitik der Notenbanken in Euro-Land und den USA hat bei den Investoren eine Trendwende ausgelöst. Denn viele Anleger erwarten, daß die US-Notenbank FED in ansehbarer Zeit die Leitzinsen anheben wird, während die EU-Notenbank EZB ihre Politik des billigen Geldes fortsetzt.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3433 US-Dollar erneut niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute wird der Euro im frühen Handel gegenüber dem Dollar erneut niedriger gehandelt.

Exporteure in der Euro-Zone können sich angesichts des schwächeren Euro über bessere Wettbewerbschancen freuen. Sollte der Euro jedoch länger im Rückwärtsgang bleiben, dann müssen sich Verbraucher in der Euro-Zone auf steigende Preise einstellen.

 

 

Energie
Mit rückläufigen Preisen startete der Ölmarkt in die neue Woche. Kaum Beachtet wurde von den Ölhändlern, daß
• die kriegerischen Konflikte in Libyen bereits zu ausfällen beim Ölexport führt und daß
• die diskutierten Sanktionsmaßnahmen der EU gegen den russischen Öl-Sektor
zumindest zu Verschiebungen im globalen Ölgeschäft führen dürften. Bisher kamen offenbar noch keine Ängste vor Versorgungsengpässen auf.

Gestern wurde zum Handelsschluß ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September zum Handelsschluß mit 101,67 Dollar unter dem Vortagesniveau gehandelt. Heute im frühen Handel wird WTI-Öl weiterhin niedriger gehandelt.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur September-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 107,57 Dollar ebenfalls mit Verlusten. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis keine großen Preisveränderungen.

 

 

Agrarrohstoffe
Üppiger Regen im Westen Deutschland und leichte Niederschläge in der Mitte sowie im Osten haben die Ernte erneut ins Stocken gebracht. Damit sind es die Weizen-Qualitäten, die an den Kassamärkten weiterhin den Preistrend bestimmen. Der Preisabstand zwischen Futterweizenqualitäten und guten Backqualitäten ist regional inzwischen auf 30 bis 40 Euro/t angestiegen. Dennoch waren es die roten Zahlen an den US-amerikanischen Börsentafeln, die den Weizenkurs an den europäischen Börsenstandorten weitere Verluste bescherten.

Dagegen konnte Rapssaat am Börsenstandort Paris von dem Kursauftrieb am US-Sojamarkt profitieren. Auch Canola-Raps an der kanadischen Börse legte weiter zu. Befürchtungen, daß in wichtigen Sojaanbaugebieten der USA in den kommenden Wochen zu trocken sein könnte und gute US-Exporterwartungen ließen die Sojakurse steigen.

An den EU-Börsen zeigte der Brotweizen-Futures erneut nach unten. Die November-Fälligkeit wurde gestern mit 178,25 Euro/t um -1,50 Euro/t niedriger als am Vortag gehandelt. Auch spätere Termine bis Ende 2016 schlossen mit Kursverlusten. Ebenso schloß Futterweizen erneut mit leichten Verlusten zum Vortag. Dagegen konnte Mais die Verlustserie der Vortage teilweise wieder wett machen. Auch Rapssaaten verbuchten gestern erneut kräftige Kursgewinne von +2,25 Euro/t für die August-Fälligkeit. Auch Kanadischer Canola-Raps konnte von dem Preisauftrieb am Sojamarkt profitieren.

Im späteren Handel an den US-Börsen stand Brotweizen wie auch die anderen Weizenqualitäten weiterhin in der Verlustzone. Auch Mais legte weiter zu. Auch Sojabohnen und Sojaschrot setzten ihren Mitte Juli begonnenen Kursaufschwung weiter fort. Sojaöl konnte ebenfalls kleine Gewinne realisieren.

 

 

Prognose
Ich bleibe bei meiner Markteinschätzung vom 24.07.2014: "Die Geldpolitik und die Konjunkturerwartungen für die Wirtschaftszonen rund um den Globus haben am Devisenmarkt eine Trendende ausgelöst. Die veränderte Anlagestrategie der Investoren dürfte den Euro nach meiner persönlichen Einschätzung in der nächsten Zeit weiter schwächen.

Die hohen Erntemengen, - weltweit wie auch global -, sprechen nach meiner Einschätzung dafür, daß der latente Abwärtstrend noch immer aktiv ist. In steigenden Börsenkursen kommen vor allem
• die Wetter- und Qualitätssorgen,
• die Ernte- und Exportrisiken in der Schwarzmeerregion und
• die belebten Exportgeschäfte zum Ausdruck. "

Getreide an den Agrarrohstoffbörsen dürfte daher nach meiner persönlichen Einschätzung heute auf Schwächekurs bleiben, da neue "schlechte Nachrichten" fehlen. Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß sich die Getreidekurse lediglich stabilisieren können. Für Rapssaat erwarte ich persönlich dagegen weiter leichte Kursgewinne.
Der weitere Kurstrend wird davon bestimmt werden, inwieweit sich die Ernte- und Qualitätsrisiken bestätigen.

 
 
 


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