Körnermais: Transatlantische Schwäche-Signale


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 17.12.2012


Das vierte Jahr in Folge fällt die Körnermais-Produktion in der EU defizitär aus. Dauertrockenheit und Hitze haben die Erträge vor allem Südeuropa einbrechen lassen. Körnermais ist gesucht und wird teuer bezahlt, doch am US-Markt macht sich latenter Preisdruck breit.

 

Marktlage
Um fast 16 % ist die EU-Körnermaisernte in diesem Jahr kleiner ausgefallen als 2011. Der europäische Getreidehandelsverband Coceral geht in seiner Dezember-Prognose davon aus, daß mit 54,7 Mio.t deutlich hinter der Vorjahresernte zurückgeblieben ist (64,8).

Dürre und Hitze in Südeuropa haben in diesem Jahr die Erträge in Italien (-17,8 %), Ungarn  (-41,9 %), Rumänien-48,0 %) und Bulgarien (--21,1 %) stark einbrechen lassen. Auch in Frankreich (-3,3 %) traten Ertragsdepressionen auf. In Deutschland wurde trotz der (infolge der großflächigen Auswinterung) größeren Maisanbaufläche rund 1,7 % weniger Körnermais als 2011 geerntet.

Bereits in den letzten drei Jahren konnte die EU-Erntemenge den Bedarf des EU-Binnenmarktes nicht decken, so daß Lagervorräte aus vorangegangenen Ernten und Importware die Lücken füllen mußten.


Während an den Warenterminbörsen die Maispreise seit Wochen abbröckeln, ist Körnermais am Kassamarkt gesucht und wird nach wie vor hochpreisig gehandelt. Das Preisniveau am Realmarkt wird durch die hohen Preise bei Futterweizen und anderem Futtergetreide gestützt.

Daher zeigte der latente Abwärtstrend an den Börsen in den letzten Wochen keine Wirkung. Auf Großhandelsebene zogen die Preise sogar an: nicht nur an der Exportmarkt-orientierten Produktenbörse Hamburg, sondern auch an der in der Mitte Deutschlands gelegenen Produktenbörse Mannheim. Auch Verarbeitungsbetriebe und der regionale Agrarhandel versuchen weiterhin mit kleinen Prämien, Lagerware zu mobilisieren.


Latenter Kursdruck besteht dagegen an den Warenterminbörsen. An der europäischen Börse Euronext in Paris gaben die Kurse seit Mitte November um 2,7 % auf 248,00 Euro/t am letzten Freitag nach.
Verursacht wird der Preisdruck vor allem durch die Kursverluste an den transatlantischen Börsen. An der US-Börse CME in Chicago/USA brachen die Kurse für Körnermais seit Mitte November um 5,6 % auf umgerechnet 216,27 Euro/t am letzten Freitag ein.

 

Prognose
Am internationalem Markt dürfte sich nach meiner persönlichen Einschätzung der latente Preisdruck zunächst fortsetzten. Die Baisse-Faktoren präsentieren sich dabei wie folgt:

Der Rohölmarkt steht infolge der noch immer nicht erfolgten Einigung zur "Fiskalklippe" in den USA und der damit unklaren Konjunkturaussichten für die USA - weltweit der größte Rohölkonsument - unter Druck.
Die impulslosen Rohölpreise verstärken den Preisdruck bei dem Konkurrenzprodukt Ethanol am US-amerikanischen Markt.
Neben dem Preisdruck am Ethanolmarkt sorgt das inzwischen wieder bessere Anbauwetter für Mais in Südamerika für Preisdruck am Körnermaismarkt.

Infolge hat der Kassamarkt in den letzten Wochen die Unterstützung durch die Terminbörsen verloren. Hier dominiert das knappe und nur schwer greifbare Angebot die Preisbildung. Die Verkäufer sind nicht zu Preisrücknahmen bereit, so daß Verarbeiter - insbesondere bei promptem Bedarf - das hohe Preisniveau derzeit akzeptieren müssen. Die nach unten korrigierten Ernteprognosen für die EU-27 und das stetige europäische Weizen-Exportgeschäft stützen die Preise zusätzlich.

Nach meiner persönlichen Einschätzung finden jedoch am internationalen Markt die Schwäche-Signale wachsende Beachtung:
• die hohen Rohöl-Lagerbestände in den USA und weltweit,
• die schwachen globale Konjunkturaussichten,
• der fehlenden Gewinnmargen bei der Ethanolproduktion nicht nur in den USA, sondern weltweit und
• die wachsenden Ethanol-Lagerbestände in den USA.

Daher gehe ich persönlich davon aus, daß der Hausse-Trend am europäischen Markt - trotz der weiterhin fundamental engen Versorgungsbilanz - durch die transatlantischen Schwäche-Signale ausgebremst wird.

 
 
 
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