Futtermittel: Es bleibt teuer

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 04.01.2012


"Bröckelnde Futtermittelpreise", - das erwarteten einzelne Analysten noch vor kurzem. Doch mehr als eine leichte Preisentspannung bei Eiweißkomponenten und Energiefuttermittel war nicht drin. Doch jetzt zeigt der Preistrend bei etlichen Futtermitteln erneut nach oben.

 

Marktlage
Im März 2011 begann für die Tierhalter das große Aufatmen. Die Preisspitze der zweiten Hausse-Welle war erreicht und der Mix aus üppigeren Ernteaussichten, einem erneut kriselnden Bankensektor und schwächeren Konjunkturerwartungen schickte auch die Preise für Eiweißkomponenten und Energiefuttermittel auf Talfahrt.

Noch Anfang Dezember 2011 setzten einige Hersteller von Mischfuttermitteln bei ihren Preislisten den Rotstift an. Das heißt, daß die Futtermittelpreise bis dahin "bröckelten".

Doch inzwischen haben neue Renditephantasien an den Börsen auch am Futtermittelmarkt erneut zu höheren Preisen geführt. Sojabohnen und Rapsschrot verteuern sich aufgrund der Wetterrisiken in Südamerika bereit seit Anfang Dezember. Mitte Dezember startete dann an den Börsen eine kleine Rallye bei Weizen, Körnermais und anderen Futtergetreidearten.

Auch am Kassamarkt zogen die Soja- und Rapsschrotpreise umgehend wieder an. Die Futtergetreidepreise tendierten zunächst seitwärts. Doch inzwischen muß auch für Futtergetreide wieder etwas mehr bezahlt werden. Ungewöhnlich ist, daß die Preise bei Futtergerste, Futterweizen und Körnermais in den letzten drei Monaten sich beinahe identisch auf dem Preisniveau von Brotweizen entwickeln. Futtergetreide muß derzeit teuer bezahlt werden.

 

Prognose
Viele Produzenten in der EU haben umfangreiche Erntemengen bereits ex-Ernte 2011 zu vergleichsweise attraktiven Konditionen verkauft. Daher haben viele Veredler inzwischen einen höheren Zukaufbedarf bei Einzelkomponenten wie auch bei Mischfutter. Infolge des lebhaften Mischfuttergeschäftes ordert die Mischfutterindustrie stetig neue Ware, so daß ich persönlich nicht erwarte, daß das Preisniveau bei Futtergetreide in den kommenden Wochen stärker nachgibt. .

Das hohe Futterweizen-Angebot aus der Rekord-Getreideernte in Australien dürfte den global steigenden Bedarf - insbesondere in Richtung Asien - zunächst gut decken können. Auch in der EU werden Lieferungen aus Australien erwartet. Vor allem bei Futterweizen dürfte daher Angebotsdruck den Preisspielraum nach oben begrenzen.

Starke Preissignale sind dagegen vom weltweit knappen Körnermais-Markt zu erwarten. Derzeit stehen vor allem auf die Wetterrisiken in Südamerika im Vordergrund. Letztendlich werden jedoch die bisher noch nicht absehbaren Anbaubedingungen in den USA und der Ukraine (wo derzeit eine deutlich höhere Anbaufläche zu erwarten ist) den weiteren Preistrend bestimmen. Sollte die internationale Versorgungsbilanz jedoch enger ausfallen, sind nach meiner persönlichen Einschätzung Preissteigerungen zu erwarten, die auch die Weizenpreise beeinflussen werden.

Auch bei Sojabohnen und Rapsschrot wächst der Bedarf so schnell, daß Ernteeinbußen umgehend Preiswirkung entfalten. Derzeit sollen rund 19 % der argentinischen Sojaanbaufläche aufgrund der Trockenheit noch gar nicht bestellt sein und in Brasilien, Paraguay und Bolivien hat regional fehlender Regen die Pflanzenbestände bereits geschädigt. Die bisher hohen Ernteerwartungen für Südamerika wurden daher schon zu diesem frühen Zeitpunkt nach unten korrigiert. Vor allem für Argentinien ist in den kommenden Tagen keine Entspannung bei der Wetterlage in Sicht.

Am Weltmarkt steigt der Futtermittelbedarf Jahr für Jahr. Vor allem der höhere Inlandsbelbedarf der USA und die folglich geringeren US-Exportmengen sowie der wachsende Importbedarf Chinas sorgten trotz der Osteuropa-Exporte in den letzten Monaten für ein hohes Preisniveau. Daran dürfte sich nach meiner Einschätzung in der nächsten Zeit nur dann etwas ändern, wenn eskalierende Krisen (Euro-Schuldenkrise, Bankenkrise etc.) die Märkte abrutschen lassen. Sollten die weltweite Konjunktur zwar etwas gedämpfter, aber immerhin stetig entwickeln und damit der globale Handel weiterhin florieren, rechne ich mit einem weiterhin hohen Preisniveau. Ernteeinbußen dürften dann eine starke Preiswirkung nach sich ziehen.

 
 
 
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