Transport: Baltic Dry Index sendet Warnsignale

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 08.07.2010


Der Internationale Währungsfonds hat seine Wachstumsprognose für die gesamte Weltwirtschaft für dieses Jahr auf 4,6 % erhöht. Doch die internationalen Schiffsfrachtraten scheinen sich derzeit im freien Fall zu befinden. Allein seit Ende Mai rutschte der BDI-Seefrachten-Index um 52 % ab. Das ist kein gutes Zeichen.

Marktlage
Mit der Pleite der Lehman-Bank im September 2008 und die dadurch ausgelöste Eskalation der Finanzkrise ließen auch den internationalen Handel kollabieren. Seefrachten wurden storniert, die Schiffe lagen auf Reede und die Seefrachtraten stürzten ins Bodenlose.

Der Baltic Dry Index (BDI), der die Preisentwicklung bei Seefrachtraten für Rohstofftransporte widerspiegelt, stürzte nach seinem Allzeithoch mit 11.793 Punkten im Mai 2008 auf nur noch 663 Punkte Anfang Dezember 2008 ab. Seitdem konnte sich der BDI im Zuge der allmählichen Erholung der Weltwirtschaft erholen. Vor allem die wieder steigende Nachfrage nach Rohstoffen aus China und anderen Schwellenländern verteuerte die Seefrachten wieder.

Doch in dem letzten Wochen geriet der BDI erneut ins Rutschen. Von 4.209 Punkten Ende Mai ging der Index-Wert auf zuletzt nur noch 2.018 Punkte bzw. 52 % zurück. Vor allem rückläufige Eisenerz-Verschiffungen on Richtung China ließen die Nachfrage nach Frachtraum und damit auch die Preise absacken.

Der Kursverlauf des BDI spiegelt sich auch in der Preiskurve der Erzeugerpreise für Brotweizen wider. In der Hausse-Phase rasant steigender Agrarrohstoffpreise ab Mitte 2006 lassen sich die große internationale Nachfrage und der florierende internationale Handel nicht nur in dem BDI-Index, sondern zum Beispiel auch in den Preissteigerungen am Weizenmarkt erkennen. Wenn Schüttgutfrachter teuer sind, dann wird auch viel gehandelt - dann werden u.U. auch großen Mengen Agrarrohstoffe in Importländer verschifft.

 

Prognose
Der BDI ist in Zeiten der Globalisierung auch für die Landwirtschaft ein wichtiger konjunktureller Frühindikator. Denn der Baltic Dry Index stellt die Preisentwicklung für die weltweite Verschiffung von Hauptfrachtgütern – zu diesen zählt nicht nur Eisenerz, sondern auch Getreide – dar.

Der Einbruch des Seefrachten-Index signalisiert letztendlich eines: Die weltweite Nachfrage nach Frachtraum hat sich in den letzten Wochen deutlich abgeschwächt. Auch die Panamax-Schiffsklasse, die vorrangig für Getreideverschiffung zum Einsatz kommt, ist von dem Rückgang betroffen. Derzeit deutet vieles darauf hin, daß die derzeit niedrigere Rohstoffnachfrage aus China die Erholung der Weltkonjunktur belastet.

Noch läuft der Export von Agrarrohstoffen flott und große Importländer treten auf dem Weltmarkt als Käufer auf. Kurzfristig könnten niedrigere Seefrachtraten daher die Marktaussichten zum Beispiel für den EU-Getreideexport verbessern.

Mit Blick auf die Entwicklung der Weltkonjunktur und damit auch der internationalen Nachfrage nach Agrarrohstoffen und verarbeiteten Nahrungsmitteln sollten die Warnsignale, die der BDI aussendet, dendoch nicht ignoriert werden - auch wenn der Internationale Währungsfonds heute vormittag seine Wachstumsprognose für die gesamte Weltwirtschaft für dieses Jahr von zuvor 4,2 % auf 4,6 % erhöht hat.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
10.02.2009 Transport: See-Frachtraten werden teurer
   
 
 
 
 

Seitenanfang