Die neue Düngesaison schockt mit Rekord-Startpreisen.
Während die Weizenpreise im Vergleich zum Vorjahr
um 27 % zurückgegangen sind, haben sich
die Kurse für Stickstoff mehr als verdoppelt.
Die schlechte Nachricht lautet: Ein Ende der Preisanstiege
ist derzeit nicht in Sicht.
Marktlage
Seit Mitte 2007 hat der Preisauftrieb am
Düngemittelmarkt richtig Fahrt aufgenommen. Mangelmeldungen
bestimmen an den internationalen Märkten seit
Monaten die Preisrallye. Seit Mitte das Jahres hat
sich die Teuerung nochmals beschleunigt.
Wer Dünger zukauft, muss tief
in die Tasche greifen, doch selbst dann ist nicht
überall jede benötigte Menge und jedes gewünschte
Düngemittel zum angestrebten Liefertermin greifbar.
Eine ganze Anzahl verschiedener Hausse-Faktoren
sorgen für Preise auf Rekordniveau:
• die wachsende Nachfrage nach höherwertigen
Nahrungsmitteln und Bioenergierohstoffen,
• das trotz der Kursrückgänge höhere
Preisniveau für Feldfrüchte und Energie,
• extrem hohe und jüngst erneute angehobene
Exportzölle für chinesische Ware sowie
• der sprunghaft steigende weltweite Düngemittel-Bedarf
Seit Mitte 2007 haben sich die Preise
für Harnstoff um 125 Prozent, KAS und AHL
um über 95 Prozent, 40er Kornkali um 200 Prozent
und Triplesuperphosphat um 135 Prozent verteuert.
Mehrnährstoffdünger zogen um bis zu 150
% an. Die Schwefelpreise werden ebenfalls immer teurer.
Noch ist kein Ende der Preis-Hausse in Sicht.
Mit den vorhandenen Produktionskapazitäten
können die Hersteller die Nachfrage nur knapp
decken. In dieser Saison verfügt der Großhandel
nur über monatlich begrenzte Mengen, die er kontingentiert
an den Handel weitergibt.
Da auch in Deutschland der Handel
die Nachfrage der Produzenten nicht decken kann, werden
alle internationalen Möglichkeiten genutzt, um
zusätzliche Ware zu mobilisieren. Damit stehen
die großen globalen Absatzgebiete (Asien, Süd-
und Nordamerika, Europa usw.) in direkten Wettbewerb
zueinander. Das knappe Angebot sorgt somit für
weltweit steigende Preise.
Fakten
-
Angebot:
Weltweit knapp - Nachfrage: Sprunghaft steigend
Nicht nur der Rohölkurs hat in den vergangenen
Monaten die Stickstoff-(N)-Düngerpreise nach
oben getrieben. Während sich der N-Düngerverbrauch
in Europa seit Jahren weitgehend stabil entwickelt
hat und erst in der letzten Saison erstmals wieder
etwas höher ausfiel, wächst der Bedarf
weltweit sprunghaft an. Vor allem Indien, Pakistan,
Brasilien und andere südamerikanische Länder
zählen zu den großen Käufern am
Weltmarkt. Auch in den USA zeichnet sich ein Versorgungsdefizit
ab, so dass vermehrt Mengen für diesen Absatzmarkt
geordert werden.
Hausse-Tendenz
-
Exportsteuern
in Rußland und China erneut angehoben
Rußland hat im März
2008 eine Exportsteuer für Düngemittel
erlassen, die inzwichen bis Ende des Jahres 2009
verlängert wurde. Die Exportsteuer beträgt
für Stickstoffdünger 8,5 %, für
Kalidünger 5 %. Zielsetzung ist, das
Inlandsangebot zu erhöhen und damit die Preise
niedrig zu halten.
In China hat die Regierung seit
April 2008 die Exportsteuern für Düngemittel
neu festgesetzt. Mit extrem hohen Exportabgaben
von beispielsweise 135 % auf den Warenwert
von Harnstoff, MAP oder DAP wurde der Export an
den Weltmarkt praktisch ausgehebelt, um die Düngemittelversorgung
im Reich der Mitte sicherzustellen. Inzwischen
wurde auch in China die Exortsteuer angehoben.
Für Harnstoff und Ammonik wurde der Zollsatz
seit Anfang September bis zum Jahresende auf 150 %
festgesetzt. Käufer chinesischer Düngemittel
müssen ihren Bedarf folglich w3eiterhin bei
anderen Anbietern decken und treiben damit die
Hausse weiter an.
Hausse-Tendenz
Prognose
In kürzester Zeit hat sich bestätigt,
daß Abwarten in dieser Saison die falsche Einkaufstaktik
ist. Bereits im Juni informierten CASH!-Marktanalysen
über die knappe Versorgungslage am Düngemittelmarkt.
Die Empfehlung lautete: "Zügig zukaufen!"
Inzwischen ist der Markt leergefegt.
Auch alte „Restposten“ sind inzwischen ausverkauft.
Selbst die Mengen, die der Handel für spätere
Liefertermine fest in den Büchern hat, sind zumeist
längst durchgehandelt. Für spätere
oder gar Frühjahrs-Termine werden nur selten
Preise genannt.
Nach meiner persönlichen Einschätzung
haben die Düngemittelpreise noch nicht den Gipfel
erreicht. Nicht nur die Landwirtschaft, auch der lokale
Agrarhandel ist bisher noch nicht ausreichend mit
Ware versorgt. Entsprechend groß dürfte
die Nachfrage ab Anfang nächsten Jahres ausfallen..
Kursrückgänge dürften
nur von kurzer Dauer sein, da das knappe weltweite
Angebot und steigende Ammoniakpreise aus meiner Sicht
keinen Spielraum für einen Baisse-Trend lassen.
Die Verschärfung des Quasi-Exportstops aus China
und der höheren Exportsteuern für russische
Ware verstärken die festen Preistendenzen.
Man erwartet, dass die Nachfrage
nach Düngemitteln wie in den vergangenen Jahren
künftig im Schnitt um 3 % steigen wird.
Für die Produzenten wird die Herstellung von
Düngemitteln damit lukrativer. Erste neue Produktionskapazitäten
werden aufgebaut. Da jedoch erst in vier bis fünf
Jahren mit einer marktwirksamen Produktionsausdehnung
zu rechnen ist, kommen auf den Ackerbau teure Monate
zu.