Düngemittel: Rekordpreise

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 09.09.2008


Die neue Düngesaison schockt mit Rekord-Startpreisen. Während die Weizenpreise im Vergleich zum Vorjahr um 27 % zurückgegangen sind, haben sich die Kurse für Stickstoff mehr als verdoppelt. Die schlechte Nachricht lautet: Ein Ende der Preisanstiege ist derzeit nicht in Sicht.

Marktlage
Seit Mitte 2007 hat der Preisauftrieb am Düngemittelmarkt richtig Fahrt aufgenommen. Mangelmeldungen bestimmen an den internationalen Märkten seit Monaten die Preisrallye. Seit Mitte das Jahres hat sich die Teuerung nochmals beschleunigt.

Wer Dünger zukauft, muss tief in die Tasche greifen, doch selbst dann ist nicht überall jede benötigte Menge und jedes gewünschte Düngemittel zum angestrebten Liefertermin greifbar.

Eine ganze Anzahl verschiedener Hausse-Faktoren sorgen für Preise auf Rekordniveau:
• die wachsende Nachfrage nach höherwertigen Nahrungsmitteln und Bioenergierohstoffen,
• das trotz der Kursrückgänge höhere Preisniveau für Feldfrüchte und Energie,
• extrem hohe und jüngst erneute angehobene Exportzölle für chinesische Ware sowie
• der sprunghaft steigende weltweite Düngemittel-Bedarf

Seit Mitte 2007 haben sich die Preise für Harnstoff um 125 Prozent, KAS und AHL um über 95 Prozent, 40er Kornkali um 200 Prozent und Triplesuperphosphat um 135 Prozent verteuert. Mehrnährstoffdünger zogen um bis zu 150 % an. Die Schwefelpreise werden ebenfalls immer teurer. Noch ist kein Ende der Preis-Hausse in Sicht.

Mit den vorhandenen Produktionskapazitäten können die Hersteller die Nachfrage nur knapp decken. In dieser Saison verfügt der Großhandel nur über monatlich begrenzte Mengen, die er kontingentiert an den Handel weitergibt.

Da auch in Deutschland der Handel die Nachfrage der Produzenten nicht decken kann, werden alle internationalen Möglichkeiten genutzt, um zusätzliche Ware zu mobilisieren. Damit stehen die großen globalen Absatzgebiete (Asien, Süd- und Nordamerika, Europa usw.) in direkten Wettbewerb zueinander. Das knappe Angebot sorgt somit für weltweit steigende Preise.

 

 

Fakten

  • Angebot: Weltweit knapp - Nachfrage: Sprunghaft steigend
    Nicht nur der Rohölkurs hat in den vergangenen Monaten die Stickstoff-(N)-Düngerpreise nach oben getrieben. Während sich der N-Düngerverbrauch in Europa seit Jahren weitgehend stabil entwickelt hat und erst in der letzten Saison erstmals wieder etwas höher ausfiel, wächst der Bedarf weltweit sprunghaft an. Vor allem Indien, Pakistan, Brasilien und andere südamerikanische Länder zählen zu den großen Käufern am Weltmarkt. Auch in den USA zeichnet sich ein Versorgungsdefizit ab, so dass vermehrt Mengen für diesen Absatzmarkt geordert werden.


    Hausse-Tendenz

 

  • Exportsteuern in Rußland und China erneut angehoben
    Rußland hat im März 2008 eine Exportsteuer für Düngemittel erlassen, die inzwichen bis Ende des Jahres 2009 verlängert wurde. Die Exportsteuer beträgt für Stickstoffdünger 8,5 %, für Kalidünger 5 %. Zielsetzung ist, das Inlandsangebot zu erhöhen und damit die Preise niedrig zu halten.

    In China hat die Regierung seit April 2008 die Exportsteuern für Düngemittel neu festgesetzt. Mit extrem hohen Exportabgaben von beispielsweise 135 % auf den Warenwert von Harnstoff, MAP oder DAP wurde der Export an den Weltmarkt praktisch ausgehebelt, um die Düngemittelversorgung im Reich der Mitte sicherzustellen. Inzwischen wurde auch in China die Exortsteuer angehoben. Für Harnstoff und Ammonik wurde der Zollsatz seit Anfang September bis zum Jahresende auf 150 % festgesetzt. Käufer chinesischer Düngemittel müssen ihren Bedarf folglich w3eiterhin bei anderen Anbietern decken und treiben damit die Hausse weiter an.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
In kürzester Zeit hat sich bestätigt, daß Abwarten in dieser Saison die falsche Einkaufstaktik ist. Bereits im Juni informierten CASH!-Marktanalysen über die knappe Versorgungslage am Düngemittelmarkt. Die Empfehlung lautete: "Zügig zukaufen!"

Inzwischen ist der Markt leergefegt. Auch alte „Restposten“ sind inzwischen ausverkauft. Selbst die Mengen, die der Handel für spätere Liefertermine fest in den Büchern hat, sind zumeist längst durchgehandelt. Für spätere oder gar Frühjahrs-Termine werden nur selten Preise genannt.

Nach meiner persönlichen Einschätzung haben die Düngemittelpreise noch nicht den Gipfel erreicht. Nicht nur die Landwirtschaft, auch der lokale Agrarhandel ist bisher noch nicht ausreichend mit Ware versorgt. Entsprechend groß dürfte die Nachfrage ab Anfang nächsten Jahres ausfallen..

Kursrückgänge dürften nur von kurzer Dauer sein, da das knappe weltweite Angebot und steigende Ammoniakpreise aus meiner Sicht keinen Spielraum für einen Baisse-Trend lassen. Die Verschärfung des Quasi-Exportstops aus China und der höheren Exportsteuern für russische Ware verstärken die festen Preistendenzen.

Man erwartet, dass die Nachfrage nach Düngemitteln wie in den vergangenen Jahren künftig im Schnitt um 3 % steigen wird. Für die Produzenten wird die Herstellung von Düngemitteln damit lukrativer. Erste neue Produktionskapazitäten werden aufgebaut. Da jedoch erst in vier bis fünf Jahren mit einer marktwirksamen Produktionsausdehnung zu rechnen ist, kommen auf den Ackerbau teure Monate zu.

 
 
 
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13.03.2008 Düngemittel: Start in die Frühjahrs-Hausse
   
 
 
 
 

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