Mais: Immer neue Preisrekorde

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.06.2008


Steil nach oben gerichtet entwickeln sich derzeit die Körnermais-Preise. Die Überflutungen in den USA und die daher erwarteten Ernteausfälle treiben die Kurse nach oben. Die defizitäre Ernte 2008/09 sorgt für immer neue Preisrekorde.

Marktlage
An den Märkten in der EU und Deutschland kletterten die Körnermais-Preise seit Ende 2004 um stattliche 139 % nach oben. Seit der Preisgipfel im letzten März erreicht wurde, bröckelten die Kurse jedoch merklich ab. Doch jetzt macht die Preisexplosion an den amerikanischen Märkten den Mais wieder teurer.

Täglich neue Preisrekorde werden derzeit an den US-Märkten verzeichnet. Allein seit Anfang Juni schossen in den USA die Warenterminkurse bei Körnermais um 24 % in die Höhe. Seit Ende 2004 zogen die US-Kurse um beachtliche 190 % an.

Bereits am 10.06.2006 hatte das US-Landwirtschaftsministerium aufgrund der Überschwemmungen die Ernteprognosen deutlich heruntergestuft: Erwartet wurde, daß die Maisernte im Vergleich zum Vorjahr um 10 % niedriger ausfallen würde. Inzwischen geht das US-Landwirtschaftsministerium jedoch davon aus, daß die Ernteerwartungen weiter nach unten korrigiert werden müssen.

 

Fakten

  • Welt: Produktionsdefizit 2008/09

    Der Bedarf an Körnermais steigt weltweit seit Jahren. Als Grundnahrungsmittel, Futtermittel und als Biosprit-Rohstoff wird Jahr um Jahr mehr Mais benötigt. Weltweit steigt zwar auch die Produktion, doch in der Saison 2008/09 wird die Ernte den Bedarf nicht decken können. Die zu erwartende Versorgungslücke muß aus den Lagerbeständen vorangegangener Ernten gedeckt werden.


    Die Welt-Vorräte werden nach Einschätzung diverser Analysen in der kommenden Saison zwischen 14 und 20 % zurückgehen. Für die USA - den weltweit größten Mais-Produzenten - rechnet man mit einer Rekord-Abbauquote von 50 bis 60 %. Die US-Lagerbestände schrumpfen damit weiter - in der letzten Zeit noch schneller als bisher erwartet.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    USA
    Welt
    Welt
    USA
    2005/06
    696,9
    282,3
    703,9
    125,1
    50,0
    2006/07
    713,1
    267,6
    728,1
    110,2
    33,1
    2007/08
    789,8
    332,1
    778,9
    121,1
    36,4
    2008/09 Prognose vom:
    09.05.2008
    777,6
    308,0
    788,2
    99,0
    19,37
    10.06.2008
    775,3
    298,1
    793,1
    103,3
    17,1
    Quelle: USDA


    Dabei sind die schweren Schäden, die die Überschwemmungen in den USA beim Maisanbau verursacht haben, noch gar nicht in die Statistiken aufgenommen. Allein im US-Bundesstaat Iowa - der größten Mais-Anbauregion in den USA - erwartet man, daß die Ernte auf rund 530.000 ha Anbaufläche abgeschrieben werden muß.

    Hausse-Tendenz

 

  • Grundnahrungmittel - Futtermittel - Biosprit-Rohstoff
    Steigende Preise bei Körnermais führen zu einer Verschiebung bei der Rohstoffnachfrage. Sowohl für Bioethanol als auch für Futtermittel wird sich die Nachfrage stärker auf Futterweizen verlagern. Steigende Kurse sind daher nicht nur für Körnermais, sondern für alle Getreidearten zu erwarten.
    Hausse-Tendenz

 

  • EU-27: Höhere Produktion - steigende Endbestände
    Nicht nur in Deutschland wurde der Anbau von Körnermais zur Ernte 2008 mit einem Flächenzuwachs von 19 % kräftig ausgeweitet. In der ganzen EU wurde mehr Mais angebaut, so daß die Ernte 2008 rund 16 % höher ausfallen könnte als im Vorjahr. Die höheren Ernteerwartungen schlugen sich in den letzten Monaten bereits in den permanent nachgebenden Preisen nieder.

    Inzwischen wird jedoch immer klarer, daß sich die Exportaussichten in Drittländer außerhalb der EU äußerst positiv entwickeln. Zudem sind die Interventionsläger in der Deutschland bereits bis auf das letzte Korn ausgefegt - in der EU-27 lagern lediglich noch bescheidene Restbestände von 100.023 t.
    Die Kurse an den EU-Märkten haben daher wieder in einen Hausse-Trend eingeschwenkt.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Der Bedarf an Körnermais steigt für alle Verwendungszwecke weiter an. Bereits vor den Überschwemmungen in den USA wurde die globale Versorgungslage als defizitär eingestuft und konnte lediglich durch die Lagervorräte aus den alten Ernten gedeckt werden. Jetzt hat sich die Angebot-Nachfrage-Situation weiter verschärft.

Nach meiner persönlichen Einschätzung wird es in den kommenden Tagen immer wieder zu Kursrückgängen am Weltmarkt kommen - vor allem ausgelöst durch Gewinnmitnahmen der Investoren an den Warenterminmärkten. Doch Kurseinbrüche dürften aus meiner Sicht nur begrenzt ausfallen und nur von kurzer Dauer sein.

Eine weltweit defizitäre Produktion, steigende Nachfrage, schrumpfende Lagerbestände und die Unsicherheuiten eines Wettermarktes dürften nach meiner Einschätzung weiterhin für steigende Kurse an den internationalen Märkten und gut Exportaussichten für die EU sorgen. Für die EU entwickeln sich daher die Preisaussichten trotz größerer Produktion und steigender Endbestände äußerst günstig.

 
 
 
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