Schlachtrindermarkt: Preistief erreicht?
Niedriges Preisniveau bei Kälbern

G. Krug-Lehmann kruglehmanng@llh.hessen.de Stand: 31.07.2007


Nach Preisen auf Rekordniveau folgte 2007 die Ernüchterung. Die Nachfrage nach Rindfleisch geht kontinuierlich zurück. Das Angebot ist weltweit zu groß um zu auskömmlichen Preisen verkauft zu werden.

Marktlage am Rindfleischmarkt
In Deutschland ging im ersten Quartal 2007 die Zahl der gewerblich geschlachteten Rinder (einschließlich Kälber) um rund 53.000 oder -5,4 % auf 925.000 Tiere zurück. Dieser Rückgang reichte nicht die Preise in unserem Land auf einem stabilen Niveau zu halten.

Die wirtschaftliche Lage von Rindermästern ist deutlich schlechter, als in den Vorjahren. Dies wird auch anhand der Grafik deutlich.

Nach einem hohen Preisniveau im Jahr 2005 wurde im März 2006 sogar ein durchschnittlicher Auszahlungspreis bei der gemeinsamen Preisfeststellung für die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz von 3,35 Euro/kg SG für Jungbullen R3 erreicht. In 2007 fielen dann endgültig die Kurse. Während Fütterungs- und Energiekosten kontinuierlich stiegen sanken die Kurse für Rindfleisch. Die derzeitigen Auszahlungspreise am Rindfleischmarkt decken inzwischen nicht mehr die Kosten. Die niedrigen Rindfleischpreise bewirkten, dass etliche Mäster ihre Tiere zurück hielten, in der Hoffnung auf bessere Kurse. Die Folge davon: deutlich schwere Tiere, größere Fleischmengen auf dem Markt und folglich nochmals schlechtere Auszahlungspreise. Ein Teufelskreislauf.

Nach wie vor sind zu viele Schlachttiere auf dem Markt. Allein in Frankreich erhöhte sich die Fleischmenge aus den Jungbullenschlachtungen in den ersten drei Monaten 2007 gegenüber dem Vorjahr um 15 %. Polen, Dänemark und die Niederlande exportierten steigende Rindfleischmengen nach Deutschland. Auch Brasilen, Argentinien und Uruguay sind Exportländer. Aber: Am deutschen Markt stagniert die Nachfrage.

Die letzte Veröffentlichung der 4.DVO-Geschlachtetnotierung lässt hoffen, dass das Preistal jetzt durchschritten wurde. Die Preise stiegen erstmalig seit Wochen leicht an. Immer noch befinden Sie sich auf einem extrem niedrigen Niveau.

 

Marktlage am Kälbermarkt
Der Kälbermarkt ist stark vom Rindfleischmarkt betroffen. Wie die zweite Grafik zeigt, sinkt auch hier der Kursverlauf.

Langfristig dürften sich die europäischen Rindermärkte auch wieder erholen. Da die Kuhbestände überall zurückgefahren werden stehen zukünftig weniger Kälber zur Vermarktung an. Seit Jahren verliert deutsches Rindfleisch im Wettbewerb zum deutlich günstigeren Schweine- und Geflügelfleisch Marktanteile. Die Seuchen wie Schweinepest und Vogelgrippe, die in den vergangenen Jahren für einen größeren Rindfleischkonsum führten blieben erfreulicherweise in diesem Jahr aus.

In Abhängigkeit vom Rindfleischmarkt geht man auch bei den Kälbern von zumindest stabilen Kursen auf dem derzeitigen schwachen Preisniveau aus. Eine kontinuierliche Preissteigerung für Rindfleisch ist jedoch derzeit kaum zu erwarten. Für die Rentabilität in der Rindviehhaltung ist dies jedoch zwingend erforderlich.

 

Fakten

  • Der Kälbermarkt ist abhängig vom Rindfleischmarkt. Erholen sich dort die Preise finden sich auch wieder mehr Mäster bereit einzustallen.
  • Die ständig steigenden Futterkosten belasten den Markt auch weiterhin.
  • Brasilien, Argentinien und Co drängen in die internationalen Märkte und verändern bisherige Handelsbeziehungen.

 

Prognose
Nach dem Sommertief wird sich der Markt wahrscheinlich wie auch in den Vorjahren wieder leicht erholen. Bei den schlechten derzeitigen Kursen werden etliche Landwirte die Produktion ganz zurück fahren. Es ist zu erwarten, dass in Deutschland weniger Tiere eingestallt werden. Angesichts der hohen Futter- und Energiekosten fallen die Gewinnmargen in jedem Fall kleiner als in den Vorjahren aus.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
---
   
 
 
 
 

Seitenanfang