Neuer Jahresagrarbericht für Hessen liegt vor
Neuer Jahresagrarbericht Hessens liegt vor – Schwerpunktthemen: Entwicklungsplan für den ländlichen Raum 2007-2013, energetische Biomassenutzung und Darstellung der hessischen Landwirtschaft im Bundesvergleich.

Minister Dietzel: Aufbruchstimmung
„In der hessischen Landwirtschaft ist wieder eine Aufbruchstimmung zu verspüren!“, so der für die Landwirtschaft in Hessen zuständige Minister für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Wilhelm Dietzel, heute in Wiesbaden bei der Vorstellung des „Jahresagrarbericht 2007 des Landes Hessen“. Die Schwerpunkte in diesem Bericht seien, so der Minister weiter, der Entwicklungsplan für den ländlichen Raum 2007 bis 2013, die Region Wetterau mit der Hessentagsstadt Butzbach, die Energetische Biomassenutzung und die Darstellung der hessischen Landwirtschaft im Bundesvergleich.

Wilhelm Dietzel: „Der vorliegende Jahresagrarbericht 2007 gibt auch dieses Jahr wieder ein umfassendes Bild über die verschiedenen Bereiche der Landwirtschaft in Hessen. Dabei stellt sich die wirtschaftliche Lage der landwirtschaftlichen Betriebe in Hessen im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2005/2006 so dar:

Die Einkommenseinbußen waren glücklicherweise für unsere Landwirtschaft deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt. Der durchschnittlich erzielte Gewinn lag mit 34.009 Euro pro Unternehmen nur knapp 0,3 Prozent unter dem Vorjahresgewinn. Im Bundestrend nahm der Gewinn um 1,4 Prozent ab und lag bei 36.137 Euro pro Unternehmen.“

Gewinn der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe
vom 01.07.2005 bis 30.06.2006 nach Ländern

 
Gewinn Bundesland je Unternehmen gegenüber Vorjahr
 
in Euro  
in Prozent
Bayern
29.674

+ 2,7

Sachsen
33.014
- 19,9
Baden-Württemberg
33.302
- 4,0
Hessen
34.009
- 0,3
Saarland
34.340
- 3,0
Rheinland-Pfalz
35.161
- 3,1
Thüringen
38.488
- 16,0
Nordrhein-Westfalen
41.208
+ 1,2
Schleswig-Holstein
42.036

- 7,5

Niedersachsen
42.570
+ 5,7
Brandenburg
44.946
- 18,1
Sachsen-Anhalt 
52.362
- 32,3
Mecklenburg-Vorpommern
54.618
- 18,7
Deutschland
36.137
- 1,4

Minister Wilhelm Dietzel: „Leicht rückläufig waren in Hessen die Erträge der wichtigsten Bodenkulturen – also von Getreide und Mais - um 8,7 Prozent, während die Leistungen in der tierischen Produktion um 0,4 Prozent anstiegen. Unterschiedlich entwickelten sich die Erlöse der verkauften Produkte.“

„Ziel der hessischen Agrarpolitik ist die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und der Lebensverhältnisse in den ländlichen Räumen. Hessen steht zum Leitbild der multifunktionalen Landwirtschaft!“, betonte Landwirtschaftsminister Wilhelm Dietzel.

Wir wollen:

• eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft, der es gelingt, sich auf dem Weltmarkt ohne dauerhafte, produktionsgebundene Subventionen zu behaupten,

• eine Landwirtschaft mit gesunden, umwelt- und tiergerechten Produktionsverfahren, die die von den Verbrauchern erwarteten Qualitäten liefert,

• eine vielgestaltige, moderne Landwirtschaft, deren Aufgabe nicht nur darin besteht zu erzeugen, sondern auch die Besonderheit und Attraktivität unserer Landschaften und lebendige ländliche Gemeinschaften zu erhalten sowie Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen,.

• eine einfachere, verständliche Agrarpolitik in Bund und in der EU, die eine klare Trennungslinie zieht zwischen dem, was gemeinschaftlich zu entscheiden ist und was den Mitgliedstaaten vorbehalten sein soll (Subsidiaritätsprinzip),.

• eine Agrarpolitik mit größtmöglicher Akzeptanz bei der Bevölkerung und den Landwirten.

„Um es klar zu sagen: Eigeninitiative ist zu stärken, staatlicher Dirigismus ist abzubauen! Das ist das Leitmotiv der hessischen Agrarpolitik!“. Es gehe, so der Minister, sowohl um weniger staatliche Gängelei als auch um Stärkung der unternehmerischen Kräfte.

Bei der notwendigen finanziellen Hilfestellung durch die Landesregierung setze Hessen nicht auf Dauersubventionen sondern verfahre nach dem Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe". Dazu ist die Investitionsbeihilfe das probate Förderinstrument.

„Die Landesregierung wird im Rahmen ihrer struktur- und einkommenspolitischen Gestaltungsspielräume die Förderinstrumente so einsetzen,

  1. dass die eigene Fähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe, künftig mehr Einkommen über den Markt zu erwirtschaften, gestärkt wird. Wir wollen eine nachhaltig verbesserte Wettbewerbskraft der hessischen Landwirtschaft,
  2. dass die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten und,
  3. dass die Anpassung und Entwicklung der ländlichen Räume als Lebensraum verbessert werden.“

Auf der Grundlage der ELER-Verordnung, so Landwirtschaftsminister Dietzel, hat Hessen für 2007 bis 2013 einen Entwicklungsplan für den ländlichen Raum erarbeitet, der im Rahmen der so genannten 2. Säule der Europäischen Agrarpolitik verschiedene Fördermaßnahmen enthält. Leitbild und Entwicklungsstrategie dieses Entwicklungsplanes sehen wie folgt aus:

Die ländlichen Gebiete werden in den nächsten Jahren angesichts der veränderten Rahmenbedingungen - unter anderem Globalisierung, demografischer Wandel, regional unterschiedliche Arbeitslosigkeit - vor besonderen Herausforderungen stehen. Thematischer Schwerpunkt des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) in der Förderperiode 2007 bis 2013 ist daher Wachstum, Beschäftigung und Nachhaltigkeit.

„Die Politik für den ländlichen Raum in Hessen berücksichtigt zukünftig noch stärker die Verschiedenheiten der hessischen Regionen. In diesem Zusammenhang werden integrierte regionale Entwicklungskonzepte eine wichtige Bedeutung haben, damit jede Region ihre individuellen Stärken entfalten und die eigenen Ressourcen optimal nutzen kann. Neben den Förderprogrammen müssen die Menschen in den ländlichen Regionen aber auch so unterstützt werden, dass sie viele ihrer Probleme aus eigener Kraft lösen und sich neue Einkommensquellen erschließen können. Die Politik der Entwicklung des ländlichen Raumes soll darüber hinaus die Maßnahmen der 1. Säule begleiten und ergänzen; sie soll auch den allgemeinen Zielen der Politik zur Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhaltes Rechnung tragen“, erläuterte Wilhelm Dietzel.

Das hessische Leitbild „Integrierte Entwicklung ländlicher Räume unter Einbeziehung einer multifunktionalen, nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Land- und Forstwirtschaft“ bildet das konzeptionelle Dach für die Programmstrategie. Diese Zielsetzung wurde bereits in der Förderperiode 2000 bis 2006 verfolgt und bildet nunmehr auch die Grundlage für das neu konzipierte Maßnahmenspektrum in dem Entwicklungsplan ländlicher Raum 2007 bis 2013.

Im Regierungsprogramm 2003 bis 2008 ist ein weiteres sehr wichtiges Leitziel vorgegeben: Unter dem Stichwort „Nachhaltige Energiepolitik“ hat sich die Landesregierung das Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch bis zum Jahr 2015 in Hessen auf bis zu 15 Prozent zu erhöhen. Dieses ambitionierte Vorhaben zählt zu den Leuchtturmprojekten der Hessischen Landesregierung. Damit sollen sowohl der Klimaschutz vorangetrieben und die Energieversorgungssicherheit gewährleistet als auch regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt werden.

„Alleine die Zahl der Biogasanlagen ist seit 1999 von neun Anlagen mit einer Leistung von 983 kw (el) auf 53 Anlagen im Jahr 2006 mit rund 13.500 kw (el) gewachsen. Wir könnten hier aber viel weiter sein, wenn man vor 1999 die Bedeutung dieser Anlagen richtig eingeschätzt und eine entsprechende Förderung vorangetrieben hätte. Wir müssen jetzt die Versäumnisse der Vergangenheit auffangen und haben auch deshalb eine `Initiative Grüne Energie Hessen` gestartet. Mit zum Beispiel Plakataktionen oder auch einem Truck als `Schaulaster`, der in den nächsten Wochen durch Hessen fahren wird werden wir dieses Thema, von dem auch die Landwirte profitieren werden – Stichwort: Der Landwirt als Energiewirt - noch mehr vorantreiben Dem Ausbau der Biomassenutzung fällt in Hessen eine Schlüsselrolle zu. Hessen verfügt über ein umfangreiches Biomassepotential, das in den kommenden Jahren für Vorhaben zur stofflichen und energetischen Nutzung eingesetzt werden soll. Dies haben wir bereits im vergangenen Jahr mit der Veröffentlichung der `Biomassepotentialstudie` klar nachgewiesen“, machte Wilhelm Dietzel deutlich.

Zum Hintergrund:

Die sogenannte 1. Säule umfasst die EU-Direktzahlungen an die landwirtschaftlichen Betriebe sowie die Marktordnungsmaßnahmen. Diese Bereiche werden zu 100 Prozent aus EU-Mitteln finanziert.

Unter der 2. Säule ist eine Reihe unterschiedlicher Förderprogramme zusammengefasst, wie das Agrarinvestitionsprogramm, das Hessische Kulturlandschaftsprogramm, die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete oder die Dorf- und Regionalentwicklung. An diesen Maßnahmen beteiligt sich die EU mit einem bestimmten Anteil, in der Regel zu 50 Prozent.

Download: Jahresagrarbericht 2007 (PDF, 8.946 KB)

Quelle: Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz (HMULV), Wiesbaden, Pressestelle
 
 
 
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