Zucker: Weltmarkt-Preis im freien Fall

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.04.2007

Nicht nur in der EU wird Zucker nach wie vor über Bedarf produziert. Auch international kennzeichnet Überproduktion den Weltzuckermarkt. Die internationalen Preise rutschen immer weiter ab.

Marktlage
Der Welt-Zucker-Preis befindet sich seit Wochen im freien Fall. Nachdem für dieses Jahr ein großes Angebot am Welt-Zuckermarkt erwartet wird, sackt der wöchentliche Durchschnittspreis des internationalen Zucker-Abkommens (IZA) immer weiter ab und lag in der vergangenen Woche nur noch bei umgerechnet rund 162 Euro/t. Ein Jahr zuvor hatte der Preis mit über 301 Euro/t einem zehnjährigen Höchststand erreicht.

Nach Einschätzung des IZA wird die Welt-Zuckerproduktion im laufenden Wirtschaftsjahr auf 160,2 Mio.t veranschlagt; das wären etwa 7,5 Mio.t mehr als in der Saison 2005/06.

In der EU ist die Erzeugung aufgrund der veränderten Marktordnungsbedingungen deutlich zurückgegangen. Nach EU-Schätzungen dürfte die diesjährige Erzeugung aus Zuckerrüben auf 17,2 Mio.t zurückgehen, übertrifft den erwarteten Verbrauch von 15 Mio.t jedoch immer noch erheblich.

Der globale Zuckerverbrauch ist nach Angaben des IZA im vergangenen Wirtschaftsjahr um 3,2 Mio.t hinter der Produktion zurückgeblieben, so daß die Endbestände um 2,8 Mio.t auf 62,9 Mio.t anstiegen. Für 2006/07 erwarten Analysten eine weiteren Anstieg der Endbstände.

Auswirkungen für die EU:
Der rückläufige Weltmarktpreis
• bringt zusätzlichen Preisdruck für den EU-Zucker-Markt,
• erhöht den Importdruck in die EU vom Weltmarkt,
• lässt die Kosten für EU-Zucker-Exporte ansteigen.

Aufgrund der erwarteten Angebots- und Nachfragemengen für 2007/08 geht die EU-Kommission davon aus, daß zur Erreichung eines Marktgleichgewichts die Zuckererzeugung um 2 Mio.t unter der Höchstquote liegen muß; das entspricht einer Kürzung der Gesamtzuckerquote um 13,5 %. Wo sich die Zuckerwirtschaft umfangreich an der Umstrukturierung beteiligt hat, fallen die Einschränkungen allerdings weniger umfangreich aus.

 

Prognose
Die EU-Länder, die bisher keine Quotenanteile aufgegeben haben, müssen ihre Produktion im Wirtschaftsjahr 2007/08 nach den Vorgaben der EU um 13,5 % drosseln, darunter auch Deutschland. In Deutschland entspricht dies einer Reduzierung um 493.000 t Zucker.

Im Oktober 2007 soll die Kommission dann den endgültigen Rücknahme-Prozentsatz feststellen. Ist dieser höher als 13,5 %, müssen alle Zuckererzeuger ihre Quote um diesen zusätzlichen Prozentsatz kürzen, unabhängig davon, ob sie Quoten aufgegeben haben oder nicht.

Noch ist nicht absehbar, wie sich in Deutschland die Bioethanolproduktion aus Zuckerrüben auf den Markt auswirken wird. Sowohl die Südzucker wie auch die Nordzucker verfügen ab diesem Jahr über Produktionsanlagen zur Ethanolherstellung. Nach Angaben der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) könnten 2007 auf 25.000 ha Zuckerrüben für die Bioethanolerzeugung angebaut werden. 2006 wurden in Deutschland auf insgesamt rund 356.000 ha Zuckerrüben angebaut.

 
 
 


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