Brot- und Futtergetreidemärkte am Jahresanfang
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 02.01.2007


Knapp und teuer bleiben Brot- und Futtergetreide auch nach dem Jahreswechsel. Roggen ist fast ausverkauft. Schrumpfende Vorräte und der steigende Bioenergiebedarf verschaffen Weizen- und Gerste weltweit stabile Kurse.

Gerste: International nachgefragt und teuer
Das Geschäft am Gerstenmarkt hat sich in den letzten Wochen wieder belebt. Gute Exportgeschäfte in Drittländer und die europäische Futtermittelindustrie sorgten für eine größere Nachfrage und für steigende Preise.

Vor allem die Futtermittelwerke in Norddeutschland und den Benelux-Saaten waren bis zu den Weihnachtstagen als Käufer am Markt. Das Kaufinteresse betraf dabei vorrangig Liefertermine im 1. Quartal 2007. Da die Nachfrage der Exporteure und Verarbeiter auf ein nur begrenztes Angebot stößt, konnten die Futtergersten-Preise weiter anziehen.

Viele Erzeuger haben bereits einen großen Teil der Gerste vermarktet. Frei Partien sind daher knapper zu beschaffen als im Vorjahr. Die Kurse wurden seit Anfang Dezember um 2 bis 3 Euro/t angehoben. Prompte Ware wechselte Ende Dezember zu Kursen von 115 bis 128 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 126 bis 136 Euro/t netto loco Hof den Besitzer.

 

Weizen: Produktionsdefizit sorgt für hohe Preise
Die dürrebedingten Ertragsausfälle in Australien (-57 % im Vergleich zum Vorjahr) lassen die Weizenpreise international weiter steigen und machen EU-Weizen zu einer weltweit nachgefragten Ware. Trotz ausgesetzter EU-Exporterstattungen und niedrigerer EU-Ernte rechnet man mit EU-Exporten von 16,0 Mio.t, d.h. lediglich 1 Mio.t weniger als im Vorjahr.

Nicht nur weltweit (-18 % zu 2005/06), sondern auch in der EU (Interventionsvorräte -34 % zu 2005/06) schrumpfen die Lagervorräte. Der Markt quittierte Anfang Dezember die knappere Versorgungslage noch mit Risikoaufschlägen. Nachdem die Produktionsschätzungen für Australien und Kanada jedoch jeweils um 1 Mio.t nach oben korrigiert wurde, mußten die Kurse jedoch einen kleinen Abschlag in Kauf nehmen.

An den hiesigen Märkten gaben die B-Weizen-Kurse seit Anfang Dezember um 1 bis 2 Euro/t nach, da die Nachfrage schwächer ausfiel. Prompte Ware wechselte Ende Dezember zu Kursen von 130 bis 145 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 135 bis 150 Euro/t netto loco Hof den Besitzer.

 

Roggen: Ausverkauf zu Rekordpreisen
In der EU ist Roggen - das Problemkind früherer Handelsjahre - so gut wie ausverkauft. Der Ausverkauf hat auch vor der EU-Lagerhaltung nicht Halt gemacht. Die EU-Interventionsbestände sind von über 5 Mio.t auf zuletzt nur noch 452.028 t geschrumpft - eine letzte "Notreserve".

Getreidemühlen, Mischfutterwerke, Ethanolwerke und Distillerien machen sich gegenseitig die letzte noch freie Ware streitig. Die Kurse liegen daher auf einem Niveau, von dem vor wenigen Jahren noch niemand zu träumen wagte.

An den hiesigen Märkten zogen die Brotroggen-Kurse seit Anfang Dezember um 0,50 Euro/t weiter an. Prompte Ware wurde Ende Dezember zu Kursen von 130 bis 140 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 135 bis 152 Euro/t netto loco Hof gehandelt.

 

Prognose
Derzeit fällt der Umsatz an den Getreidemärkten saisonüblich klein aus. Daher bewegen sich auch die Preise kaum. Erst in den nächsten Tagen ist mit einer Belebung der Umsatztätigkeit zu rechnen - dann könnte auch wieder Bewegung in die Preise kommen.

Nachfolgend meine persönliche Einschätzung zu den Brot- und Futtergetreidemärkten am Jahresanfang:

Gerste
Absehbar ist für den Rest der Vermarktungssaison:
• daß das Exportgeschäft bei Gerste auch in den kommenden Monaten flott laufen dürfte,
• daß folglich eine gute Nachfrage nach Gerste für ein hohes Preisniveau sorgen dürfte.

Weizen
Absehbar ist für den Rest der Vermarktungssaison:
• daß der EU-Weizen-Export für einen flotten Warenabfluß aus dem Binnenmarkt sorgt,
• daß die Weizen-Lagervorräte international und in der EU weiter schrumpfen werden,
• daß auch Weizen weiter hohe Preise erzielen dürfte.

Roggen
• daß Roggen bis zur nächsten Ernte in der EU kaum noch verfügbar ist,
• daß die Verarbeiter zu Qualitätszugeständnissen bereit sind, die früher undenkbar waren,
• daß die hohen Preisen stabil bleiben werden.

 
 
 
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