Der Markt ist weitgehend leergefegt. Die Preise haben
Rekordniveau erreicht und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Jetzt dreht sich
alles um die Ernte 2007. Die Hausse geht weiter.
Marktlage
Nach
einem phänomenalen Gipfelstum hat Braugerste inzwischen ein Rekord-Preisniveau
erreicht. Die Kurse zogen auch in den letzten Wochen weiter an. Preise von 195
bis 200 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 200 bis 220 Euro/t
netto loco Hof zeigen, daß die Mälzereien händeringed um jedes
Braugerstenkorn bemüht sind. Weder regional, national, in der EU oder international
lassen sich nennenswerte Mengen beschaffen.
Die seit Juli laufende Hausse an der europäischen
Börse Warenterminbörse RMX
in Hannover spiegelt die knappe Versorgungslage wider. Erst in den letzten Tagen
brachte die abflauende Geschäftstätigkeit den Kursen wieder einen Einbruch.
Die
Großhandelspreise in Deutschland reagierten seit der Ernte ebenfalls mit
einem steilen Kursanstieg. Zuletzt wurde Braugerste an der Produktenbörse Mannheim
mit 239-240 Euro/t 102 Euro höher bewertet als im Vorjahr. Das
entspricht einer Preissteigerung von 74 % (!) im Vergleich zum Vorjahr.
Fakten
Ernte 2007:
Vorkontrakte bis 170 Euro/t
Inzwischen richtet sich das Interesse
zunehmend auf die Ernte 2007. Die Verarbeitungsindustrie hat eine 90-Grad-Kehrtwende
vollzogen und bietet inzwischen Vorverträge an wie zuletzt vor 10 Jahren.
Braugersten-Vorverträge für die Ernte 2007 werden
derzeit - je noch Sorte, Parität und Kontraktmenge - zu Erzeugerpreisen
von 150,00 bis 170,00 Euro/t netto ex-Ernte frei Landhandeslager, Valuta
1.10. zu den üblichen Qualitätskonditionen angeboten.
Seit der Ernte 1996 schwankte die sogenannte
"Braugerstenprämie" - also die Preisdifferenz zwischen Futtergerste und Braugerste -
zwischen 5 und 45 Euro pro Tonne für freie Ware. Aktuell liegt die Braugerstenprämie
bei +64 Euro/t (!) und macht diese Kultur erstmals seit Jahren für
die Landwirtschaft wieder betriebswirtschaftlich attraktiv.
Hausse-Tendenz
Prognose
In
den kommenden Monaten wird die Versorgungslage am Braugerstenmarkt äußerst
eng bleiben.
Absehbar ist für den Rest der Vermarktungssaison:
daß
Braugerste bis zur nächsten Ernte auf der Nordhalbkugel kaum noch verfügbar
ist,
daß die Mälzereien zu Qualitätszugeständnissen
bereit sind, die früher undenkbar waren
(und es kommt doch
noch Bier bei'm Brauen 'raus ...),
daß die hohen Preisen
stabil bleiben werden.
Vorkontrakte zur Ernte 2007 werden
derzeit zu Erzeugerpreisen angeboten, die traditionellen Braugerstenstandorten
oder im Rahmen einer Fruchtfolgeausweitung eine wieder attaktivere Rendite ermöglicht.
Bei Warenterminkursen für September 2007 von 134 Euro/t für Weizen
werden derzeit Preisaufschläge von etwa 40 Euro/t für Braugerste
am Markt gehandelt.
Da international die Läger leergekauft
sind, wird auch die nächste Ernte - sofern sie Normalniveau erreicht -
nur eine geringe Marktentspannung bringen. Derzeit sind große internationale
Käufer wie zum Beispiel China mit Kaufinteresse am Markt. Bisher bezog China
seine Braugerste vorrangig aus Australien, Kanada und Frankreich. Nachdem Australien
als Lieferant im kommenden Jahr ausfällt, richtet sich das Kaufinteresse
der chinesischem Importeure vor allem auf die kommende Produktion in Frankreich.
Für
die Versorgungslage in der EU könnte sich daher auch für das Wirtschaftsjahr
2007/08 eine Defizitproduktion abzeichnen. Das bedeutet, daß weitere Preisanstiege
in den kommenden Monaten auch für 2007er Ware denkbar sind.
Die
derzeit angebotenen Vorkontrakte sind oftmals - in Absprache mit der aufnehmenden
Hand - an den Anbau einer bestimmten Sorte gebunden. In diesem Jahr ist es
vor allem die Sorte Braemer, die auch in Hessen bei den Sortenempfehlungen 1. Wahl
ist, gefolgt von der Sorte Belana. Für Hessen steht Braemer-Saatgut für
ca. 10.000 ha zum Verkauf bereit. Bundesweit sind für die kommende Anbausaison
keine größeren Engpässe beim Saatgutangebot zu erwarten.