Körnermais: Sommerheiße Spekulationen
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 01.08.2005


Ohne Paukenschlag, jedoch beharrlich erklimmt Körnermais die Preisleiter nach oben. Die neuesten Ernteschätzung lassen weitere Preissteigerungen erwarten.

Marktlage
An den deutschen, europäischen und internationalen Märkten ziehen die Mais-Preise seit Mai kontinuierlich an. Mit der monatlichen Korrektur der Ertragserwartungen noch unten eröffnete sich für die Maispreise ein immer größerer Preisspielraum nach oben.

Mit jeder neuen Ernteschätzung verteuerte sich neuerntiger Mais. An der Terminbörse von Chicago, die als Welt-Leitbörse gilt, wurde der September-Termin zuletzt mit umgerechnet 75,41 Euro/t rund 0,60 Euro/t über dem Juni-Durchschnitt notiert. Damit hat Mais den den höchsten Stand seit August letzten Jahres erreicht.

In Deutschland liegen die Erzeugerpreise für Körnermais derzeit zwischen 109,00-123,50 Euro/t netto franko Landhandelslager.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Großhandelsabgebepreis für Körnermais zuletzt mit 138 Euro/t netto unverändert zur Vorwoche notiert. An der Produktenbörse Mannheim konnten sich die Preise um 1 Euro auf 120-121 Euro/t netto im Vergleich zur Vorwoche verbessern. Damit liegt das derzeitige Preisniveau rund 25 Euro/t unter den Kursen des Vorjahres.

An der Warenterminbörse Matif, Paris wurde der August-Termin zuletzt mit 132,50 Euro/t und der November-Termin mit 126 Euro/t rund 1,40 bzw. 4,40 Euro/t unter dem Durchschnittswert der Vorwoche notiert. An der Warenterminbörse CBOT in Chicago, USA notierte der September-Termin zuletzt mit umgerechnet 77 Euro/t etwa unverändert zur Vorwoche. Mit 80,8 Euro/t lag die Dezember-Notierung jedoch 0,20 Euro niedriger als in der Vorwoche.

 

Fakten

  • Weltweit geringere Ernteaussichten
    Seit Mai 2005 korrigieren die Prognosen des internationalen Getreiderates (IGC) oder des US-Landwirtschaftsministeriums ihre Prognosen für Grobgetreide und darunter Körnermais monatlich nach unten. Die US-Experten haben ihre Juli-Prognose für das weltweite Aufkommen beim wichtigsten Futtergetreide in der Kampagne 2005/06 um 5,8 Mio.t auf 667,5 Mio.t nach unten korrigiert, nachdem sich die Ernteaussichten in den USA zuletzt spürbar eingetrübt hatten. Da auf der anderen Seite mit einem Verbrauch von 679 Mio.t Mais gerechnet wird, scheinen sich die Märkte auf das vierte Defizitjahr seit der Jahrtausendwende einzustellen.


    Die neueste Prognose des IGC vom 28.07.2005 weist erneut eine Rücknahme der Produktionserwartung bei Grobgetreide aus. Mit 955 Mio.t erwartet der IGC jetzt weltweite eine 7 Mio.t niedrigere Ernte als noch im Vormonat, die damit 54 Mio.t unter der 2004er Rekordernte läge.
    Hausse-Tendenz

 

  • Steigender Bedarf im Bioenergie-Bereich
    Einen steigenden Bedarf an Mais haben angesichts der anhaltend hohen Rohölpreise die Äthanolfabriken in den USA, die ihre Produktion in den letzten Monaten bis an die Kapazitätsgrenzen ausgeweitet haben. Äthanol ist als Rohstoff in der chemischen Industrie sowie als Kraftstoffalternative gefragt wie nie, was sich auch in steigenden Preisen bemerkbar macht. Sollten die Benzinpreise - wie von Experten prognostiziert - in den nächsten Jahren auf dem derzeit hohen Niveau verharren, könnten sich Autofahrer vermehrt für den Kauf eines so genannten Flexible Fuel Vehicle (FFV) entscheiden, das mit 85 % Äthanol betrieben werden kann.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Wegen des hohen Verbrauchs rechnen Marktbeobachter in den nächsten Monaten mit einer zunehmenden Angebotsverknappung, die weiter steigende Preise mit sich bringen könnte. Als preisbildend dürfte sich hierbei vor allem der Witterungsverlauf in der EU und in den USA herausstellen. Sollten die Produktionsprognosen in den nächsten Wochen weiter nach unten korrigiert werden, ist mit einem steileren Anstieg der Preise zu rechnen. An den Märkten eröffnet sich ein zunehmendes Spekulationspotential, so daß die kommenden Sommerwochen heiße Preisrallys bringen könnten.

 
 
 
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