EU-Prognose zur Ernte 2005:
Dürreschäden im Westen der EU
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 26.07.2005


Detaillierte wissenschaftliche Analysen der EU-Kommission mit Hilfe des Vorausschätzungssystems MARS (Monitoring Agriculture with Remote Sensing) für die Ernteerträge prognostizieren, daß die Produktion 2005 um mindestens 28 Mio. t (minus 10 %) unter den Rekordzahlen des vergangenen Jahres liegen wird. Insgesamt dürfte die Getreideernte in der EU jedoch noch ungefähr dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre entsprechen.

Der Hauptgrund für diesen Rückgang sind die Auswirkungen der Trockenheit auf die Ernteerträge. Am stärksten betroffen sind Spanien, Portugal, Frankreich, Italien und Mittelgriechenland. Die am 15.07.2005 veröffentlichte EU-Vorausschätzungen enthalten Angaben zu den wichtigsten Kulturpflanzen in der EU im Vergleich zur Produktion des Vorjahres und den durchschnittlichen Ernteerträgen in den letzten fünf Jahren.

EU-25: Feldfruchterträge (Prognose vom 04.07.2005)
   
Differenz verglichen mit
 
Ertrag
t/ha
2004
%
Ø 2000-2004
%
Getreide insgesamt
5,1
-6,8
3,6
Weizen
5,6
-5,8
5,3
- Weichweizen
6,2
-5,2
5,5
- Durum
2,3
-24,3
-9,2
Gerste
4,3
-10,0
-0,7
- Wintergerste
5,2
-9,5
0,0
- Sommergerste
3,8
-10,6
-1,1
Körnermais
7,9
-6,0
1,0
sonstiges Getreide
3,3
-8,7
1,0
Rapssaat
3,3
-3,0
14,7
Sonnenblumenkerne
1,9
-1,9
7,0
Zuckerrüben
56,3
0,3
2,0
Kartoffeln
29,7
-2,3
8,0

Die geringeren Erträge sind vor allem auf Trockenheit und Hitze zurückzuführen, die sich ihrerseits auf die Wasserressourcen in den betroffenen Gebieten ausgewirkt haben. Wenn die Trockenheit andauert, könnte ein noch größeres Gebiet betroffen sein und die Erträge könnten noch weiter sinken. Bewässerungsbeschränkungen würden sich außerdem negativ auf Körnermais, Zuckerrüben und Kartoffeln auswirken.

Bei Getreide liegen die Ertragseinbußen auf EU-Ebene gegenüber 2004 bei 24 % für Hartweizen (ca. 9 % unter Durchschnitt), bei 5,2 % für Weichweizen (noch immer ca. 5 % über Durchschnitt), bei 10 % für Gerste (knapp unter Durchschnitt) sowie möglicherweise 6 % für Körnermais (noch immer ca. 1% über Durchschnitt).

EU-25: Satellitenbild basierend auf nicht bewässertem Ackerland

Das von der derzeitigen Trockenheit betroffene geographische Gebiet ist kleiner als bei der extremen Dürre von 2003. In einigen betroffenen Gebieten ist die Situation jedoch noch gravierender. Auf der iberischen Halbinsel herrschen die schlimmsten Bedingungen seit 30 Jahren und die Lage ist kritisch. Im Westen und Südwesten Frankreichs ist die Trockenheit von 2005 ebenso schwer wie 2003.

Die Trockenheit von 2005 ist in einigen Aspekten anders als im Sommer 2003. Bisher ist das betroffene Gebiet kleiner: 27 % der Weizenanbaugebiete im Jahr 2005 gegenüber 53 % im Jahr 2003.

Andererseits dauert die derzeitige Trockenheit wesentlich länger an: Sie begann im November 2004 und ist noch nicht zu Ende. Im Jahr 2003 begann sie Anfang März und dauerte bis zum Ende des Sommers.

Die Dürre von 2005 weist auch Parallelen zum Jahr 1976 auf, das als eines der schwärzesten Jahre für die Landwirtschaft in Europa gilt. In beiden Jahren herrschte Trockenheit seit Jahresbeginn, aber 1976 war der Regenmangel im Frühjahr wesentlich größer als dieses Jahr.

Quelle: EU-Kommission, Pressedokument IP/05/94

 
 
 
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